Der Rost am Südwester

Hallo Leute!

Manchmal stößt man auf Reisen auf Ungewöhnliches. In Namibia sind natürlich die Spuren der deutschen Kolonialzeit allgegegwärtig. Manchmal aber sieht man Spuren davon, dass die Deutschsüdwester dann doch schon mehr als 100 Jahre nicht mehr das Heft in der Hand haben…

Bestes Beispiel ist das Reiterdenkmal in Windhoek. Wenn ihr euch das Produktbild auf ciao anschaut, kann ich dazu nur sagen – So schaut das heute nicht mehr aus.

Aber erstmal zur Geschichte des berühmtesten Reiterdenkmals in Namibia. Das Denkmal ist wichtiger Teil der Deutschen Kolonialgeschichte. Er wurde 1912 eingeweiht und war weithin sichtbares Zeichen des Sieges der Deutschen in den Kolonialkriegen gegen die einheimischen Stämme der Herero und der Nama aus den Jahren 1903 – 1907. Ursprünglich war die Statue mit Sockel 9,5 Meter hoch und war anerkanntes Nationaldenkmal Namibias und stand direkt vor der Alten Feste an der Robert Mugabe Avenue. Heute befindet sich an dem Ort das neue und moderne Unabhängigkeitsmuseum.

Es war weithin sichtbares Zeichen der qualvollen Erinnerung. Schließlich war der Krieg gegen die Herero einer der ersten Völkermorde des 20. Jahrhunderts und damit Zeichen der kolonialen Unterdrückung.

Das Denkmal war immer wieder Ziel des Protests – so wurde etwa die „Namibia“ Fahne am Gewehr befestigt.

Zudem wurde im Jahr 2009 mit den Arbeiten für das neue Museum begonnen. Das Denkmal wurde abgebaut und sollte sogar vernichtet werden. Doch 2010 wurde es vor dem Eingang der Alten Feste wieder aufgebaut.

Im Jahr 2013 wurde dem Denkmal schließlich der Status des Nationaldenkmals aberkannt und es wurde erneut abgebaut. Am 25. Dezember 2013 wurde der Sockel abgerissen und der Südwester Reiter kam an seinen jetzigen Standort.

Der befindet sich im Innenhof der Alten Feste, gestützt von mehreren Metallstreben rostet er dort vor sich hin, genauso wie das Gebäude drum herum, das zwar das Nationalmuseum beherbergte, es fehlt aber das Geld für die Renovierungsarbeiten.

So steht heute der einstige Stolz der Südwester, weithin sichtbare Erinnerung an den Sieg der „Schutztruppen“, heute in einem Unkrautüberwucherten Innenhof, nur noch gestützt von ein paar eisernen Bauträgern und ist dabei zu einem Symbol des neugewonnenen Selbstbewusstsein der Namibier geworden. Die Kolonialzeiten gehören nur noch ins Museum – oder besser vor die dem Verfall preisgegebenen alte deutsche Festung.

Ein sehr spannender Ort, vor allem wenn man sich der Geschichte dieses Denkmals bewusst wird.

In diesem Sinne

Eure Anke


Info

Man kann den Innenhof der Alten Feste einfach so betreten, Eintritt ist frei. Das Museum an sich wird wohl über kurz oder lang nicht wieder zugänglich gemacht werden. Zur Renovierung fehlt Namibia schlicht und einfach das Geld.

Einen öffentlichen Verkehr gibt es in Windhoek nicht. Am Besten kommt man mit dem Taxi hin – Independence Museum oder Christ Church sind gute Anhaltspunkte für den Fahrer.

 

Schreibe einen Kommentar