Hallo Leute!
Dass der Tod – frei nach Georg Kreisler – ein Wiener sein muss, spürt man in der Kaiserstadt überall. Mit den vielen alten Friedhöfen und Gruften ist die Stadt also wie geschaffen für die dunkle Jahreszeit, die diesen Charme noch zu verstärken scheint. Sogar ein Museum ist den Bestattungen in Wien gewidmet – der Tod wird an kaum einem Ort so zelebriert wie in Wien.
Wiener Zentralfriedhof Simmeringer Hauptstraße, 11. Bezirk, Eintritt frei
Der Wiener Zentralfriedhof ist mit 330000 Grabstellen auf Platz 7 der größten Friedhöfe der Welt. 1874 eröffnet kommt hier alles zusammen – in der Mitte, bei Tor 2 – auf dem Ehrenfriedhof liegt die Prominenz, von Beethoven bis Udo Jürgens und zu den Präsidenten der Zweiten Republik. Östlich davon befinden Soldatengräber. Man findet aber auch unter anderem einen Buddhistischen Friedhof oder eine Gedenkstätte an diejenigen, die ihren Körper an die Anatomie gespendet haben. Mein Lieblingsort ist allerdings der alte Israelitische Friedhof. Hier wurde bis zum Zweiten Weltkrieg bestattet. Die ehemaligen Grabgewächse bilden inzwischen einen dichten Wald, viele Gräber sind von Efeu überwuchert – und zwischendrin trifft man immer wieder auf Eichhörnchen oder Rehe, Fasane oder Feldhamster, die hier zwischen den Gräbern ihr zu Hause haben.
Michaelergruft Michaelerplatz, 1. Bezirk, Führungen Montag – Samstag 11 und 13 Uhr, Eintritt 7€ für Erwachsene
Die Michaelergruft ist nichts zu schwache Nerven – es gibt kaum einen Ort in Wien, wo man den Kalten Hauch des Todes näher spürt als hier. Unweit der Hofburg, unter der Michaelerkirche ,wurden mehr als 4000 reiche und adlige Bürger der Stadt zwischen 1560 und 1784 beigesetzt, teils in Särgen, viele sind aber nur noch durch einzelne Knochen repräsentiert, die sich in manchen Stellen mannshoch stapeln. An vielen Stellen hat sich eine dicken Schicht aus Wachs und Knochenmehl über die Jahrhunderte hinweg angesammelt. Viele der Holzsärge sind heute brüchig und wurden durch eine Käferplage zerstört. So kann man viele der Leichname darin gut erkennen. Die sind aufgrund der kühlen, trockenen Zugluft mumifiziert und besser erhalten als manch ein ägyptischer Pharao.
Friedhof der Namenlosen Alberner Hafen, 11. Bezirk, Eintritt frei
Der Friedhof der Namenlosen ist für mich einer der friedlichsten Orte in ganz Wien, auch wenn er mitten im Gebiet des Albernen Hafens aber trotzdem fernab der lauten Großstadt liegt. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 1935 wurden hier diejenigen begraben, die die Donau aufgrund eines Strudels in unmittelbarer Nähe angeschwämmt hat. Da viele Selbstmörder darunter waren, war eine Bestattung auf einem katholischen Friedhof zu damaligen Zeiten nicht möglich, weshalb man sie zuerst direkt am Donauufer bestattete. Viele der Toten waren aufgrund der langen Zeit im Wasser nicht mehr zu identifizieren, weshalb sie als „Namenlos“ bestattet wurden. Auf dem heute noch bestehenden neueren Teil hinter dem Hochwasserschutzdamm sind die Gräber erhalten. Geschmückt sind sie mit einem schlichten Gusskreuz und liebevoll gepflegt werden sie nun schon in dritter Generation durch die private Initiative der Familie Fuchs.
Alljährlich wird am 1. Sonntag im November in einer Gedenkfeier ein blumengeschmücktes Floß zu Wasser gelassen im Gedenken an die Opfer der Donau, so auch an diesem Sonntag, 6. November 2016 um 14 Uhr.
Bestattungsmuseum Simmeringer Hauptstraße, Zentralfriedhof Tor 2, 11. Bezirk, Mo – Fr 9 – 16.30 Uhr, Sa (1.3. – 2.11.) 10 – 17.30 Uhr, Eintritt 6€ für Erwachsene
250 Ausstellungsstücke rund um das Thema Tod, das findet man beim Tor 2 am Wiener Zentralfriedhof – vom wiederverwendbaren Sarg über Totenmasken bis hin zu alten Leichenwagen. Hier erfährt man alles, was für die „Schene Leich“ nötig war.
Wer skurrile Souvenirs aus Wien sucht, ist hier gut aufgehoben – man bekommt die Leichenbim von Lego oder auch echten Blütenhonig vom Zentralfriedhof.
Biedermeierfriedhof St. Marx, 3. Bezirk, Leberstraße, Eintritt frei
Der Marxer Friedhof ist nicht zuletzt aufgrund der Mozartgrabstätte einer der bekanntesten Friedhöfe in Wien. Und obwohl er heute direkt neben der Südosttangente liegt, hat er sich seine friedliche und ruhige Atmosphäre behalten. Er entstand mit den Josephinischen
Reformen, die die Schließung der Friedhofsanlagen innerhalb des Stadtgebietes zur Folge hatten. Erst mit Entstehung des Zentrafriedhofs 1874 wurde er aufgelassen und steht heute unter Denkmalschutz und ist einer der wenigen erhaltenen Biedermeierfriedhöfe.
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