Kaum eine Figur der österreichischen Geschichte ist im Ausland so bekannt, wie die junge Kaiserin Sisi. Romy Schneider und ihre Filme aus den Fünfziger Jahren machten sie zur Legende und zur tragischen Figur. Erst 16jährig wird sie mit dem Kaiser von Österreich vermählt, kann sich aber zeitlebens mit dem Hof nicht wirklich anfreunden. Wenn man sich aber mal näher mit ihr beschäftigt, wirkt die Figur Elisabeth weniger tragisch als viel mehr exzentrisch. Wenn sie mal nicht auf Reisen war, widmete sich die 4-fach-Mutter dem Körperkult, machte ausgedehnte Gewaltmärsche, richtete sich auf allen Wohnsitzen ein Turnzimmer ein und zählte zu den besten Reiterinnen ihrer Zeit. Zudem widmete sie sich der bevorzugt habsburgerkritischen Poesie, sogar eine Liebschaft ihres Gatten mit der Schauspielerin Katharina Schratt soll sie eingefädelt haben.
In meinem Blog möchte ich euch heute die mehr oder weniger bekannten Orte vorstellen, die man bis heute eng mit Kaiserin Elisabeth assoziiert.
Hofburg – Sisi Museum und Kaiserappartments Michaelerkuppel, 1010 Wien
Das Hofzeremoniell war für Sisi ein Graus. Kurz nach ihrer Hochzeit soll sie geschrieben haben: „Ich bin erwacht in einem Kerker – mit Fesseln an meiner Hand“. So oft sie versuchte, der Hofburg zu entkommen, als Kaiserin hatte sie dennoch auch ihre Pflichten und so hatte sie auch hier ihre Räume, darunter das erste richtige Badezimmer und – was damals skandalös war – einen Turnraum mit einer Sprossenwand um ihren Körper in Form zu halten.
Im Sisi-Museum wird dem Mythos Kaiserin Elisabeth auf den Grund gegangen – hier gibt es zahllose Ausstellungsstücke aus dem Leben der Kaiserin – darunter prunkvolle Kleider und ihre Totenmaske, aber auch ihre Reiseapotheke mit ihrer Kokainspritze.
Schloss Schönbrunn Schönbrunner Schlossstraße 47, 1130 Wien
Schönbrunn ist wohl das meistbesuchte und bekannteste Gebäude in Wien. Und natürlich hatte auch Sisi eine Beziehung zu diesem gigantischen Sommerschloss. Da der Stil der Möblierung nicht ihrem Geschmack entsprach, ließ sie sich im Erdgeschoss ein privates Gartenappartment errichten, das seitlich einen eigenen Ausgang zu ihrem Rosengarten hat. Durch den konnte sie auch mal unbemerkt entwischen und alleine mit ihren Hunden ausreiten. Das machte sie besonders gerne in den abgelegenen Teilen des Parks, der zu der Zeit schon für die Öffentlichkeit zugänglich war. „Von Schönbrunn gehört Mir das Gloriett und jene Teile des Parkes, die dem Publikum nicht gefallen.“ soll sie gesagt haben.
Schloss Laxenburg Schlossplatz 1, 2361 Laxenburg
Das Schloss in Laxenburg liegt nur etwa 15 km vor den Toren von Wien und gehörte zu den Residenzen der Habsburger Kaiser. Franz Josef verbrachte hier weite Teile seiner Kindheit – und nach der Hochzeit am 24. April 1854 in der Augustinerkirche verbrachte das Paar die Flitterwochen in Niederösterreich – auch zwei ihrer vier Kinder, Tochter Gisela und der später tragisch verstorbene Kronprinz Rudolf, kamen in Laxenburg auf die Welt.
Der riesige englische Landschaftspark zeigt ebenso Spuren Elisabeths. Nicht nur, dass sie hier ausgedehnte Geländeritte unternahm – sie richtete sich auch einen echten Turnierplatz mit Tribünen für Spring- und Dresurreiten ein – Elisabeth zählte schließlich zu den besten Reiterinnen ihrer Zeit.
Kaiservilla Jainzen 38, 4820 Bad Ischl
In Ischl im Salzkammergut verbrachte die kaiserliche Familie in jedem Jahr ihren Sommerurlaub. Und so lernte dort auch die erst Fünfzehnjährige Sisi den jungen Kaiser kennen. Es muss wohl eine Art Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn eigentlich sollte Sisis ältere Schwester Franz Josef als Heiratskandidatin vorgestellt werden. Zur Hochzeit 1854 ließ Sisis Schwiegermutter die ehemalige Villa Eltz großzügig umbauen und machte es dem jungen Paar zum Geschenk. Die besondere Verbindung der kaiserlichen Familie zu Ischl zeigt sich auch im weitläufigen englischen Landschaftspark, in dem unter anderem das ehemalige Teehaus der Kaiserin oder der Verlobungspavillon zu sehen ist, in dem sich die jüngste Kaisertochter Marie Valerie verlobte.
Heute bewohnt die Kaiservilla übrigens ein Urenkel von Kaiserin Elisabeth, Markus Salvator Habsburg. Im Haupttrakt aber sind die kaiserlichen Gemächer weitestgehend im Original erhalten – so kann man bei der Führung etwa die unzähligen Jagdtrophäen oder den Schreibtisch des Kaisers mit der Büste seiner Gemahlin bewundern, an dem er 1914 die Kriegserklärung an Serbien unterzeichnete.
Hermesvilla Lainzer Tiergarten, 1130 Wien
Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten war ein Geschenk von Kaiser Franz Josef an seine Gattin. Mit den vielen Ställen für die Pferde, den zahllosen Möglichkeiten für Ausritte im kaiserlichen Jagdgebiet und der phantasievollen Innengestaltung hoffte er, Sisi auch mal für eine längere Zeit in Wien halten zu können. Die Kaiserin selbst bezeichnete die Villa als ihr „Schloss der Träume“. Benannt wurde das Landhaus nach der Marmorfigur „Hermes als Wächter“, die im Park der Villa stand.
Die erhaltene Einrichtung illustriert, wie man damals so privat gelebt hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das fast schon düster wirkende Schlafzimmer Sisis mit dem massiven Bett aus Maria Theresias Fundus mit den Malereien aus dem Lieblingsstück der Kaiserin, Shakespeares Sommernachtstraum.
Tolle Vorstellung, mit tollen Bildern 🙂
danke für die Eindrücke und die neuen und bekannten Informationen. 🙂
Danke für diesen sehr tollen Bericht! Ich liebäugle ja schon lange mit Wien als Reiseziel, nun gibt es noch ein paar Gründe mehr. Ich finde ja auch immer, dass Sissi in den Filmen völlig zu Unrecht total verniedlicht wird. Dabei muss sie echt tough gewesen sein, denn sie hatte ja sogar ein Tattoo und sich keinen Deut drum geschert, dass das absolut skandalös war.
Herzliche Grüße von
Kerstin
Hallo, toller Beitrag. Hast Du die Filme gesehen? Stimmen die mit den Fakten überein?
Ja, hab sie gesehen – wohne sogar in der Wohnung von vilma Degischer – und nein, mit Fakten hat der Film wenig zu tun, nur die Drehorte passen!
Nach deinem tollen Artikel möchte ich unbedingt mal nach Wien und mir alles ansehen ? ich Bin ein Sissi Fan.
Danke für den informativen Artikel
Ein Artikel, der mit viel Liebe und Herzblut geschrieben worden ist. Ich finde das merkt man in jedem Wort.
Da werden Kindheitsträume wieder wach – was habe ich die Sissi Filme damals geliebt. Vielen lieben Dank für den tollen Einblick und die gedankliche Reise in die Vergangenheit.
Hi Anke,
eine originelle Idee für einen Blogbeitrag! Ich kenne die Hofburg und auch das Schloss Schönbrunn, nur durch Sissis Augen habe ich sie damals nicht gesehen.
Fussige Grüsse von LangsamMacher Jana
Ich muss ja zugegeben, dass der ganze Sissi Kult an mir vorbeigegangen ist. Bis heute habe ich nicht einen Film gesehen. Aber das Bild, was ich Unwissende von dem habe, was ich so mitbekommen habe entsprach immer einer strahlenden schönen höflichen Dame. Scheint, als wäre die gute aber doch auch nicht ganz so angepasst gewesen. Und das im Medizinköfferchen Kokainspritzen waren, hat mich jetzt dann doch verdutzt.
Sehr interessanter Bericht! – Vor allem weil ich die Sissi Filme früher liebte 🙂 habe alke bestimmt 10x gesehen 😀
Lg aus Kolumbien
Gefällt mir gut, dass du ihre Historie anhand der Orte erzählst!
Ich wusste gar nicht dass sie so eine gute und passionierte Reiterin war! Macht sie mir direkt 100000 mal sympathischer 😀
Lieben Gruß
Wow du scheinst ein echter Sissifan zu sein. Das Fieber hatte mich etwas in Wien gepackt, aber gleich wieder losgelassen. Wenn ich deinen Beitrag jetzt lese, bin ich wieder total verzaubert. Danke
Oh wie toll, ich war ja ein großer Sissi Fan als Kind. Also zumindest der Filme und natürlich hauptsächlich wegen der tollen Kleider. Die Realität ist ja leider immer anders als diese romantischen Filme und nun hab ich darüber auch viel gelernt. Aber Heroin Spritze, echt jetzt? Das schockt mich dann doch. Klar war früher alles anders und so, trotzdem, mennoooo.
Viele Grüße
Victoria
Guten Abend… Sisi wird immer eine interessante Frau bleiben. Vielen Dank für diesen schönen Ausflug in die Vergangenheit. Gruß Patrick