#7 Jordanien Roadtrip – Eine Zeitreise um 1000 Jahre im Qasr Kharana

Ein Besuch der Wüstenschlösser ist in Jordanien ein absolutes Muss – zumindest wenn man mit dem eigenen Wagen unterwegs ist. Viele von ihnen liegen im nahezu unbewohnten Wüstenraum zwischen Amman und der Grenze zum Irak. Hier sind eigentlich nur LKW unterwegs – und da der Grenzverkehr zwischen den beiden Ländern aufgrund der politischen Lage komplett gestoppt ist, gibt es auch keine Busse in die Richtung.

Das Qasr Kharana ist das Größere aber auch Unbekanntere der beiden Schlösser, die am Al-Azraq Highway im Nirgendwo liegen. Es liegt etwa 60 km östlich von Amman. Wir sind ehrlich gesagt fast daran vorbeigefahren, liegt sie doch direkt hinter einem Verteilwerk für Strom.

Die Wüstenschlösser sind vollständig erhaltene kleine Kastelle, die eine unterschiedliche Funktion haben. Die Geschichte von Qasr Kharana ist nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass es bereits im 8. Jahrhundert gebaut wurde – also gleich zu Beginn der muslimischen Ausbreitung. Es gilt als eines der ersten erhaltenen Gebäude muslimischer Architektur.

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Das Gebäude besteht aus ursprünglich 60 Zimmern, die rund um einen Innenhof errichtet wurden. Die sind innen relativ dunkel, da die Fenster nach Außen nur schmale Schlitze sind. Es wird vermutet, dass das Gebäude als Karawanserei genutzt wurde und somit ihr die Karawanen von Saudi Arabien nach Westen eine Ruhestätte hatten. Es gibt Hinweise auf regen Handel und auf Schlafzimmer im oberen Bereich, genauso wie einen Gebetsraum. Außerdem lag im Innenhof ein großes Regenwassersammelbecken, um die Kamele zu tränken.

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Man betritt den Innenhof durch eine schwere, hölzerne Tür. Als ich eine Treppe entdeckte, mussten wir natürlich sofort die obere Etage erforschen. Die Etage besteht aus einem echten Labyrinth verschiedener kleiner Räume, die kaum verwittert zu sein scheinen. Fast könnte man hier wieder einziehen.

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Ein Blick in die Wüstenebene

Das Gebäude wurde in der Frühzeit der Umayyaden-Dynastie gebaut – vermutlich um 705. Darauf deuten einige Inschriften hin, die man in Räumen der oberen Etage fand. Möglicherweise war es allerdings schon viel früher.

Die Sicherung ist hier natürlich ein bisschen anders, als in Europa. Wir waren vollkommen alleine im alten Gemäuer – ohne Aufsicht. Und die offenen Torbögen in der oberen Etage sind ungesichert. Die obere Etage ist dennoch sehr stabil und bedenkenlos zu begehen. Man kann das Gebäude – zumindest im Winter – alleine und unbeobachtet erkunden. Und genau das macht riesig viel Spaß.

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Da kam das Entdeckergen durch

Das Gemäuer an sich ist relativ dunkel – genau die richtige Atmosphäre für alle Hobby-Indiana-Jones und Erkundler. Zumal die Forscher das Gemäuer zum Teil selbst noch nicht so ganz erforscht haben. Hier kann man mit ein bisschen Phantasie sogar die Kamele riechen und die Händler hören, die ihre Waren tauschen.

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Dunkles Gemäuer

Infos zum Besuch

Qasr Kharana liegt etwa 60 km östlich der Hauptstadt Amman am Highway 40 in Richtung Al-Azraq. Es ist gut ausgeschildert durch große, braune Schilder, liegt aber etwas unauffällig hinter einem Umspannwerk. Der Parkplatz ist über eine kleine, unbefestigte Straße zu erreichen.

Beim Besuch mit Kindern sollte man die ungesicherten Torbögen in der oberen Etage beachten und entsprechend auf die Sprösslinge aufpassen.

Der Eintritt kostet nur 1 JD – er ist allerdings auch im Jordan Pass enthalten. Beim Eingang wird neben Souvenirs in einem Beduinen-Zelt Tee angeboten.

Geöffnet ist:

Mai – September: von 8:00 – 18:00 Uhr
Oktober – April: von 8:00 – 16:00 Uhr

 

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