Flair, dein Name ist Genf

Endlich war mal wieder Zeit für einen Wochenendtrip. Und wie wir es so oft machen, haben wir uns angeschaut, wo günstige Flüge hingehen und haben dann einfach gebucht. Gut, das Sparpotential ist in der Schweiz nicht sooooo hoch, aber man lebt ja nur einmal – außerdem stand ein Besuch beim legendären Teilchenbeschleuniger des CERN schon lange ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Also, Why not?!

Flug und Hotel

Wir entschieden uns für einen Flug von Wien aus mit Easyjet – der schlug (Hin- und Rückflug) mit 100€ pro Person zu Buche.

Da Genf relativ kompakt ist, liegt der Flughafen nur wenige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Deshalb mieteten wir uns in einem der vergleichsweise günstigen Flughafenhotels ein. Das Doppelzimmer im Holiday Inn Express (inklusive Frühstück) für 3 Nächte kostete 265€ – das klingt erstmal teuer, im Zentrum zahlt man allerdings ähnliche Preise für eine Jugendherberge. Die Fahrt in die Stadt dauert allerdings nur 20 Minuten, weshalb es die Überlegung durchaus wert ist.

Öffentlicher Transport

Der Öffentliche Verkehr besteht hauptsächlich aus Trams und Bussen, im Seebecken verkehren aber auch 2 Schiffslinien. Die kleinen gelben Boote verkehren im 10 Minuten Takt.

Das Beste aber am öffentlichen Transport ist, dass er für Touristen schon überraschend günstig ist. Schon am Flughafen bei den Gepäckbändern steht ein Automat, an dem man kostenlose Bustickets lösen kann. Die sind dann 80 Minuten gültig, was zur Fahrt in die Stadt gut funktioniert.

In den Hotels gibt es dann eine kostenlose Transport Card. Die gilt im gesamten Netz der Genfer Verkehrsbetriebe und für die Dauer des Aufenthalts gültig. Wenn man sie nicht automatisch bekommt, sollte man an der Rezeption einfach mal nachfragen.

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CERN

Der erste Tag war bei uns voll und ganz der Physik gewidmet. In Genf ist das legendäre Forschungszentrum mit dem größten Hadronenbeschleuniger der Welt (Durchmesser 27 km) beheimatet. Hier wurde das Higgs Boson entdeckt und hier forschen mehr als 1000 Physiker aus 100 Ländern.

Für die rund 2,5 h Tour muss man sich 15 Tage vorher auf visit.cern registrieren – die Plätze sind begehrt. Bei der Tour spürt man schnell, dass man mit wenigen Englisch- und Physikkenntnissen nicht sonderlich viel versteht. Bei unserer Tour war der eine oder andere Physiker dabei, ich konnte den Diskussionen (mit Vordiplom in Physik) nur rudimentär folgen. Für Kids (vor allem unter 6 Jahren) ist die Tour nicht geeignet. Es ist sehr beeindruckend, die Anlagen anzuschauen. Vor allem die 3D-Präsentation des LHC ist absolut spannend.

Hat man sich nicht für die Tour registriert, gibt es noch 2 Ausstellungen zu besichtigen. Das Universum der Partikel im sogenannten Globe zeigt in spannenden Präsentationen die Arbeit des CERN und die Grundlagen, auf denen die Forschung aufgebaut ist. 2x pro Stunde gibt es eine 6 Minütige Präsentation (1x auf Französisch, 1x auf Englisch), die sich lohnt – wenn man in der Physik nicht allzu sattelfest ist, sollte man sie sich VOR der Führung anschauen.

Die zweite Ausstellung ist „Microcosm“, die sich hauptsächlich mit dem LHC und dessen Funktionsweise beschäftigt.

Eintritt ist für alle 3 Dinge frei.

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Genfer See und der Jet d’Eau

Der Genfer See ist einer der größten Seen der Schweiz. Charakteristisch ist der Hochstrahlbrunnen, der direkt an der Kaimauer liegt. Der war ursprünglich mal das Überdruckventil eines Wasserkraftwerks, ist nun aber schon seit mehr als 100 Jahren eine touristische Sehenswürdigkeit. Er steigt bis zu 140 Meter in die Höhe und 500 Liter Seewasser pro Sekunde mit 200 km/h in die Höhe. Kommt man ihm näher, muss man auf guten Wind hoffen – dreht er, wird man nass bis auf die Haut.

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Internationales Rotkreuz- und Roter Halbmond Museum

Das Rote Kreuz wurde in Genf gegründet. Im internationalen Museum hat man eine multimediale Ausstellung geschaffen, die ihresgleichen sucht. Am Eingang bekommt man einen Audioguide, der im Bereich der Ausstellung örtlich selbständig reagiert. Die Themen der Ausstellung sind „Familienzusammenführung“, „die Menschenwürde verteidigen“ und „Risiken von Naturgewalten begrenzen“. Dabei tritt man immer wieder in direkten Kontakt mit verschiedenen Menschen – Kindersoldaten, Opfern von Naturkatastrophen und Menschen, die fliehen mussten, die in Kontakt mit dem Roten Kreuz stehen, für sie Arbeiten usw.

Das Museum ist bewegend, berührend und macht besonders nachdenklich.

Eintritt 15 CHF

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Kathedrale Saint Pierre und Altstadt

Hoch über der Altstadt liegt die reformierte Hauptkirche von Genf. Die ursprünglich romanische Kirche hat ein spannendes Äußeres. Anstatt der üblichen 2, hat sie 3 Türme, die alle in einem völlig unterschiedlichen Stil gebaut wurden. Innen kann man den Turm erklimmen. Die Kirche gilt als Zentrum der Reformatorischen Bewegung um Johannes Calvin.

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Carouge

Das Carouge hat italienisches Flair – und das kommt nicht von ungefähr. Lange Jahre hatte das Piemont hier die Herrschaft. Alles spielt sich hier um den großen Hauptplatz ab, wo Märkte und Flohmärkte stattfinden. Hier gibt es viele, gemütliche Straßencafés für einen perfekten, gemütlichen Nachmittag.

UN – United Nations

Richtig Wichtig wird man, wenn man die United Nations besichtigen will. Das Büro von Genf liegt am Stadtrand, der Zugang ist direkt gegenüber des Rotkreuz-Museums. Hier muss man allerdings etwas Wartezeit einplanen. Nach der Sicherheitskontrolle bekommt man gegen Vorlage eines Ausweises einen Besucherpass ausgestellt (richtig mit Bild). Je nach Andrang dauert das Procedere ein bisschen.

Die Führungen beginnen etwa stündlich und finden auf Englisch und Französisch statt. Man geht mit der Gruppe durch das beeindruckende Gebäude des Palais des Nations, kommt in die 3 Hauptplenarsäle, in denen schon Geschichte geschrieben, Friedensverträge unterzeichnet und um Menschenrechte gefochten wird. Gegenwärtig wird hier um Frieden in Syrien gerungen.

Eintritt 12 CHF

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Fazit

Genf hat einfach Flair. Es ist eine kleine und gemütliche Stadt, die auf eine lange und spannende Geschichte zurückblicken kann. Die Stadt strahlt dieses europäisch-internationale Flair aus, das sicherlich Dinge wie das Rote Kreuz, die UN oder auch das CERN nach Genf bringen. Abends versammelt sich an heißen Sommernächten alles gemütlich am Seeufer und schaut aufs Wasser.

Genf ist teuer, das kann man nicht bestreitet. Einmal Essen im günstigen Restaurant mit Getränken für 2 Personen kostet schonmal 40-50€. Dafür hat man aber Dinge wie kostenlosen ÖPNV. Die Stadt ist super sauber und supersicher.

Von mir gibt es klare 5 Sterne. Ich werde bestimmt nochmal wiederkommen.

In diesem Sinne

Eure Anke

8 Gedanken zu „Flair, dein Name ist Genf“

  1. Hey,

    wahnsinn das man dort kostenlos fahren darf, wenn man als Tourist unterwegs ist. Eine sehr nette Idee.

    Ich persönlich war noch nie, aber finde die Fotos ansprechend und den Bericht total großartig. Ein Besuch wert!

    Lg

    Steffi

    Antworten
  2. Liebe Anke,
    ich hätte auch nie gedacht, dass ich Genf mal so toll finden würde. Ich bin zwar an der Schweizer Grenze aufgewachsen, in Genf war ich allerdings erst viele Jahre später, und zwar während eines Schweiz-Italien-Roadtrips. Ich war nur zwei Tage dort und zwar mit dem Zelt an einem kleinen lauschigen Campingplatz direkt am Genfer See. Mir hat alles so gut gefallen dort und ich will auf jeden Fall nochmal hin!

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