Es gibt wenige Museen, die einem wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleiben – oft sind es bei mir die bekannten Museen wie das KHM in Wien oder das Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main. Das sind Museen, die wohl auf jedermanns Bucketliste irgendwo stehen. Aber mal ernsthaft? Bei wem steht Genf da auf der Liste? Das ist wohl eher selten… Und die meisten haben dann wohl eher CERN oder die UN auf dem Plan.
Doch Genf hat noch einen Anziehungspunkt in seiner Geschichte. Denn im Jahr 1863 gründete Henry Dunant hier das Internationale Kommittee vom Roten Kreuz, das bis heute zur größten Humanitären Bewegung der Welt gehört, inzwischen natürlich gemeinsam mit dem Roten Halbmond.
Und dieses Kommittee hat eines der bekanntesten und am meisten ausgezeichneten Museen in der Schweiz, ds Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf.
Der Eingang beifindet sich direkt gegenüber dem Besuchereingang der Vereinten Nationen, im Keller des Hauptquartiers des Internationalen Roten Kreuzes.
Schon der Eingang ist beeindruckend. Man kommt durch einen kleinen Innenhof, über dem die riesigen Planen mit dem Zeichen des Kreuzes und des Halbmondes aufgespannt sind.
Beim Eingang bekommt man dann einen interaktiven Audioguide (Eintritt 15 CHF). Mit dem wird man dann zum Beginn der Ausstellung geleitet. Der Guide schaltet sich dann in den Räumen automatisch an. Zuvor kommt man noch durch den Raum der Begegnung. Hier stehen im Halbkreis verschiedene Menschen, deren Geschichte man im Laufe der Ausstellung hören wird. Sie schauen einen sehr erwartungsfroh an, aber man selbst fühlt sich ein wenig beklemmt, man ahnt schon, dass nicht jede der Geschichten von Beginn an glücklich ist.
Dann geht es die Treppen nach unten. Hier kann man sich in der Dauerausstellung nun zwischen 3 Themen entscheiden.
– Die Menschenwürde verteidigen
Hier wird das Thema Menschenwürde thematisiert, die in einem der ersten Räume von einem riesigen, weißen Fuss getreten wird. Es werden aber auch die Bemühungen des Roten Kreuzes gezeigt, das zu verhindern. So sieht man etwa die Geschenke von Gefangenen, die von Rotkreuzmitarbeitern besucht wurden. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir aber die Geschichten der Männer und Frauen aus dem Raum der Begegnung – Kindersoldaten, Landminenopfer und eine Frau vom IRK erzählen ihre Geschichten. Dazu geht man in den Raum und legt seine Hand auf die der Projektion. Für mich war das irgendwie sehr bewegend.
– Familienbande wiederherstellen
Hier kommt man zunächst durch ein riesiges Archiv. Hier werden die Vermisstenakten aus dem Ersten Weltkrieg gelagert. Anhand von Beispielen kann man dann nachvollziehen, wie man damals versucht hat, Menschen wieder zusammenzuführen oder den Familien Gewissheit zu geben, dass ihre Angehörigen nicht mehr leben. Weiter werden hier auch Suchaufrufe aus Srebrenica gezeigt, genauso wie Bilder von kleinen Kindern, die im Krieg ihre Eltern aus den Augen verloren haben. Mithilfe einer riesigen Kampagne kamen 40000 Kinder wieder zu ihren Eltern.
– Risiken von Naturgefahren begrenzen
Hier geht es hauptsächlich um die Hilfsarbeit, sowohl in Sachen Aufklärung als auch in Sachen Rettung. Ein Mädchen aus China erzählt von einem Erdbeben, das es als Kind mitbekommen hat, eine Frau von einem Vulkanausbruch.
Eine weitere Sonderausstellung widmet sich derzeit dem Thema AIDS – hier geht es hauptsächlich um das Thema Aufklärungskampagnen und wie sie sich über die Jahre verändert haben.
Für mich war die Ausstellung im Humanitarium eine bewegende Sache. Vor allem, den Lebensgroßen Hollogrammen gegenüberzustehen, die ihre Geschichte erzählen, die Geschichte von Angst und Flucht, aber auch die Geschichte von Hilfe durch das Rote Kreuz, sind absolut interessante Denkanstöße. Auch das direkte Nachvollziehen einer Suche nach einem Angehörigen im Kriegsvermisstenarchiv war für mich sehr berührend, genauso wie der Raum, der den Opfern von Srebrenica gewidmet ist .
Das Humanitarium des IRK in Genf hat mich nachhaltig beeindruckt, ein Museumsbesuch, der einem sicherlich nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht.
In diesem Sinne
Eure Anke