Korfu ist mit seinen Steilküsten und seinem grünen Herz ein wahres Urlaubsparadies, das schon die Kaiser für sich entdeckt haben – nicht zuletzt die für ihre Reiselust legendäre österreichische Kaiserin Elisabeth.
Als 1878 das Buch Odysseeische Landschaften das Areal rund um die Alte Villa Braila unweit der Inselhauptstadt eindrucksvoll beschrieb, machte Sisi nicht nur den Autor Alexander Freiherr von Warsberg zu ihrem Reisebegleiter, sie wollte das Areal auch umgehend erwerben. 1888 blieb Sisi 2 Monate in der alten Villa, baute sie um und richtete sie ein. Sie betrachtete Korfu als ihre neue Heimat und schrieb:
Korfu ist ein idealer Aufenthalt; Klima, Spaziergänge im endlosen Olivenschatten, gute Fahrwege und die herrliche Meeresluft, dazu den prachtvollen Mondenschein.
Nachdem Kaiser Franz Josef I. das Gelände 1889 erwerben konnte, wurde die desolate Bausubstanz der Villa Braila abgetragen und 1890-92 nach Elisabeths Wünschen eine völlig neue Villa im griechischen Stil gebaut – das legendäre Achilleion, das Sisi bis zu ihrem Tod vor allem im Sommer immer wieder besuchte und verschönerte. Sisi hegte schon immer eine besondere Neigung zur griechischen Mythologie – insbesondere des Helden Achilles, der im Zentrum der Gartenanlage als Figur „sterbender Achill“ im Zentrum des Gartens stand. Nach ihrer Ermordung 1898 wurden die Möbel nach Wien gebracht, teils veräußert und teils zur Einrichtung des Korfuzimmers in der Hofburg genutzt. Sisis Gatte Franz Josef war übrigens nie ein Aufenthalt im Achilleion vergönnt – viel zu tief saß seine Mentalität als Arbeitstier und seine Verbindung zu seinem Ferienwohnsitz in Bad Ischl. Auch die beiden Töchter Gisela und Marie Valerie begleiteten ihre Mutter nur ein einziges Mal nach Korfu – ihr Sohn Rudolf hatte sich bereits 1888 auf tragische Art und Weise das Leben genommen.
Neben Elisabeth hat aber auch der preußische Kaiser Wilhelm II. Korfu für sich als Urlaubsparadies entdeckt, als er 1905 die griechische Königsfamilie in ihrem Palast Mon Repos besuchte. 1907 erwarb er sogar Sisis Paradies und ließ das Achilleon für sich umbauen und umgestalten, um von da an bis zum Ersten Weltkrieg jährlich den Osterurlaub in Griechenland zu verbringen, immer dabei: sein roter Mercedes und sein ganz besonderer Stuhl, der eigentlich ein Fahrradsessel war und ihm ermöglichte, immer etwas erhabener zu sitzen.
Wilhelm gestaltete insbesondere die Gartenanlage um und stellte dem sterbenden Achilles einen siegreichen Achilles gegenüber, der seit dem die Bucht mit wachem Blick überwacht.
Ab 1915 wurde Korfu von französischen und serbischen Truppen besetzt und das Achilleion wurde als Lazarett genutzt. Nach Kriegsende wurde der Palast ein besonders eleganter Kindergarten. Ab 1962 verpachtete der Staat das Gelände einer Deutschen Firma, die es restaurierte und in seinen ursprünglichen Zustand zurückbrachte. Nach Ablauf des 20jährigen Pachtvertrags verwandelte der griechische Staat das Gebäude in ein Spielkasino, was die heute eher leeren Räume in den beiden oberen Stockwerken erklärt.
Heute ist Sisis Palast ein Museum, in dem einige Einrichtungsgegenstände der Kaiserin und ihres Nachfolgers ausgestellt werden. Besonders Eindrucksvoll ist nicht nur das Stiegenhaus, sondern auch die Gartenanlage, die man über eine Terrasse im Obergeschoss erreicht. Hier kann man auch die Flugzeuge bewundern, die im Landeanflug auf den Airport von Korfu heute hier besonders nahe an der Küstenlinie vorbeifliegen. Wenn das die Kaiserin gewusst hätte…
Auf den Audioguide hätte ich verzichten können, zumal sich einige Sisi-Forscher hier wohl entsetzt zeigen würden, da oft mit romantischen Klischees aus den Sissi-Filmen argumentiert wird anstatt mit der eigentlich egoistischen Wirklichkeit. Wenn man ungefähr weiß, wer Sisi und Wilhelm II. waren, kann man sich das lange anstehen eher sparen.
Der Eintritt zum Achilleion beträgt 8€ (incl. Audioguide; Stand Mai 2018). In der Sommersaison (April bis Oktober) ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Die Anlage ist aus Korfu City gut mit dem Bus Nr. 10 ab Methodiou Street zu erreichen – Allerdings Vorsicht: die Busse fahren mit griechischer Pünktlichkeit (ich hab da einige Horrorstories gehört, allerdings nicht selbst erlebt!).
Seine Spuren hat Kaiser Wilhelm II. insbesondere im kleinen Örtchen Pelekas in Zentralkorfu (etwa 10 km vom Achilleion entfernt) hinterlassen. Oberhalb des an einem steilen Felshang gelegenen Dörfchens ist noch heute der „Kaiser’s Throne“. Kaiser Wilhelm II. liebte es, von einem steilen Hügel oberhalb des Dörfchens den Sonnenuntergang über der Hügellandschaft zu beobachten. An diesem Ort entstand eine Aussichtsplattform, von der aus man weite Teile der Insel (auch die Hauptstadt) überblicken kann. Der Sonnenuntergang ist hier gerade im Juni/Juli besonders spektakulär, da die Sonne nicht einfach im Meer untergeht, sondern entlang der Hügel nur langsam untergeht.
Kaiser’s Throne ist gut mit dem Auto erreichbar. Zu Sonnenuntergang sollte man allerdings frühzeitig kommen, da die Zahl der Parkplätze begrenzt ist. Parken an der Straße ist aufgrund der Enge auch eher schwierig.
Die Szenen in der Verfilmung sehe ich noch vor mir 😉 Ich war leider auch noch nie auf Korfu oder auch nur in der Nähe, aber irgendwann zieht es mich auch mal ins schöne Griechenland! Toller Beitrag und so viele Hintergrundinfos!
Liebe Grüße
Jana