Im Rahmen meiner neuen Reihe Amazing Places möchte ich euch in nächster Zeit immer mal wieder weniger bekannte Orte vorstellen, die mich auf meinen Reisen nachhaltig beeindruckt haben. Es soll also weniger um die riesigen Sights gehen, Sehenswürdigkeiten, die inzwischen völlig überlaufen und damit nicht mehr ganz so still sind, wie sie einst waren. Es soll viel mehr um die kleinen, versteckten Orte gehen, die oft viel mehr Potential haben.
Beginnen möchte ich mit einer Kirche, die Soldaten während des Ersten Weltkrieges direkt auf dem Schlachtfeld errichtet haben. Es geht um die kleine Kirche von Javorca im Triglav Nationalpark in Slowenien.
Heiliggeistkirche von Javorca
Die eindrucksvolle, kleine Kirche liegt hoch in den Bergen über Tolmin und den Tolminska-Tal. Von Tolmin aus kann man rund 8 km über einen sehr engen, mit Javorca beschilderten Feldweg fahren. An dessen Ende findet man einen kleinen Parkplatz, von dem aus man noch etwa 20 min steil den Berg hinauf wandert.
Schon von weitem fällt einem das außergewöhnliche Panorama der julischen Alpen auf. Dann, nach einer kleinen Kurve, kommt die Kirche in Sicht. Sie wurde vor etwas mehr als 100 Jahren von österreich-ungarischen Soldaten der 3. Gebirgsbrigade auf einem Steinsockel errichtet, um ihrer gefallenen Kameraden vor allem aus dem Jahr 1915/16, den schlimmsten Jahren an der Isonzofront, errichtet und zu Allerheiligen 1916 geweiht. Zur Messe am Sonntag soll sich nicht nur die Kirche, sondern auch die gesamte Treppe davor gefüllt haben.
Die Soldaten erbauten die Kirche an einem Standort, der etwa genauso weit entfernt lag, wie die wichtigsten Kampfstellungen der Brigaden auf dem Vodil vrh, Mrzli vrh, Sleme und Rdeči rob.
Die Soldaten nutzten damals ihre Freizeit und ihren Fronturlaub, um die kleine Kirche eigenhändig zu errichten. Die Namen der gefallenen Kameraden brannten Sie in alte Monitionskisten. Sie bilden den Hauptteil des Wandschmucks im Inneren des von Regimius Geyling gestalteten Jugendstilbaus. Der war bis Ausbruch des Krieges Leiter unter den Bühnenbildnern des Wiener Burgtheaters. Insgesamt sind 2808 Namen verzeichnet, nur ein Bruchteil der unzähligen Gefallenen der Isonzofront. Diese schmiegen sich wie ein Totenbuch aus Holz an die Wände der Kirche. Die meisten dieser Soldaten haben auf den Soldatenfriedhof Loče bei Tolmin ihre letzte Ruhe gefunden.
Die Außenseite ist mit den 18 Wappen der Kronländer sowie den Wappen von Pula und Triest geschmückt. Auf der Stirnseite findet man das Habsburgerwappen mit der Titulatur indivisibiliter ac inseparabiliter – unteilbar und untrennbar.
Geht man in diese Kirche hinein, fühlt man sofort eine gewisse Ruhe und wird von einer ganz besonderen Art von Traurigkeit überfallen. All diese Menschen sind im Krieg am Isonzo gestorben. Sie ist dabei ein ganz besonderes Symbol dafür, dass dieser Krieg keinen Halt gemacht hat vor Religionen oder Nationalitäten. Die Wappen auf der Außenseite zeigen, dass man hier Menschen aus 18 unterschiedlichen Nationen gedenkt – egal ob sie katholisch, evangelisch, jüdisch oder muslimisch sind – die Kirche ist keiner bestimmten Religion gewidmet, sondern hauptsächlich dem Andenken – und der Besucher bekommt ein wichtiges Gefühl, das er mit nach Hause nehmen kann – nie wieder.
Info
Die Heiliggeistkirche von Javorca ist Teil des Pot Miru, der alle Mahnmale der Isonzofront zwischen Triest und der Flitscher Klause im Triglav Nationalpark miteinander verbindet. Damit geht ist die Kirche auch an zahlreiche Wander- und Fahrradwege angeschlossen