Es ist nicht ganz zufällig, dass an diesem Novemberwochenende 2018 das neue Haus der Geschichte Österreichs am Wiener Heldenplatz eröffnet – schließlich wird doch heute, am 12. November, der 100. Geburtstag der Alpenrepublik gefeiert. Zur Feier des Tages habe ich mich in der neuen Ausstellung umgesehen.
Haus der Geschichte Österreichs
Die Besucher des neuen Haus der Geschichte in der Wiener Hofburg begeben sich auf eine kleine Zeitreise durch die vergangenen 100 Jahre Republik.
Ich persönlich finde, dass das HDGÖ genau das ist, was in Wien immer gefehlt hat. Man hat zwar (noch) das Wienmuseum, das sich allerdings in seiner Dauerausstellung (noch) etwas altmodisch ausschließlich auf die Wiener Stadtgeschichte beschränkt (noch, weil der Neubau des Museums 2019 starten wird). Aber so etwas, wie das Deutsche Haus der Geschichte in Bonn, in dem die Zeitgeschichte des Landes anhand von bestimmten Gegenständen erzählt wird.
Lange hat man über die Errichtung eines solchen Museums diskutiert – schon 1919 wollte man eine „Geschichtekammer“ eröffnen, 1945 ein Museum der Geschichte der Ersten und Zweiten Republik.
Und so scheint man sich auch das Bonner Haus der Geschichte in bisschen zum Vorbild genommen und erkennt versteckt in der Ausstellung Gegenstände, die von bestimmten Schlagzeilen erzählen, die es sogar in meiner Kindheit bis nach Deutschland geschafft haben – etwa Hermann Maiers Goldmedaille aus Nagano und den Helm, den er bei seinem Kamikaze-Sturz getragen hat – oder aus neuerer Zeit auch das Kleid, das Conchita Wurst bei ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest getragen hat.
Ausgehend von der Gründung der demokratischen Republik am 12. November 1918 begibt sich der Besucher auf eine kleine Zeitreise durch die Geschichte Österreichs. Immer wieder lädt die Ausstellung zu Diskussionen ein, fragt etwa, für was es sich zu kämpfen lohnt. An einer anderen Station kann man eine Frage ziehen, die die Geschichte stellt oder die man sich stellen sollte, wenn man die Geschichte betrachtet.
Eine besondere Rolle spielt das Thema Grenzen – es werden etwa Fotos der verwaisten Grenzkontrollstationen in Europa gezeigt und gefragt, was im heutigen Europa mit den alten Grenzlinien passiert. Schon sehr früh in der Ausstellung wird auch eine Sammlung historischer Wahlurnen gezeigt – sowas geht ja schon durchaus mal schief in Österreich, weshalb ich hier den ersten leichten Schmunzler hatte.
Das Museum ist noch relativ klein – der Aufbau der Sammlung begann ja erst 2017, jeder ist aufgerufen, an diesem Aufbau mitzuwirken. Räumlich ist die Ausstellung fast schon dicht gedrängt, weshalb auch die Zahl der Besucher, die gleichzeitig die Ausstellung besuchen dürfen, auf 240 Personen reduziert werden musste. Da das Museum erst kürzlich eröffnet wurde, empfielt sich momentan daher ein Besuch unter der Woche und gleich zu Beginn der Öffnungszeiten (ab 10 Uhr).
Es besticht aber durch ein modernes, innovatives Museumskonzept. Es bietet eine interessante Plattform für kontroverse Diskussionen und bringt einen immer wieder Ereignisse der Geschichte auf völlig neue Art vor Augen, Ereignisse, die Österreich verändert haben – auf Gute wie auf Schlechte Art und Weise. An manchen Stellen fühlt man sich, gerade wenn man nicht so sehr in der Österreichischen Geschichte bewandert ist, etwas erschlagen und muss sich erst einmal in die Infotafeln einlesen – dann laden aber auch wieder die Mitmachstationen dazu ein, Geschichte aktiv zu begreifen.
PS: Ich habe mich natürlich besonders über die Sportabteilung amüsiert – einmal Piefke, immer Piefke.
Info
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 8 €
Ermäßigt*: 6 €
Gruppen ab 10 Personen: 6 €
SeniorInnen, Vienna City Pass: 6,50 €
Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre: frei
Ö1 Clubmitglieder: 7 €
Familienkarte (2 Erwachsene mit mind. einem Kind unter 19 J.): 13 €
BesitzerInnen einer Jahreskarte der ÖNB und des KHM erhalten freien Eintritt.*
hdgö Jahreskarte: 15 €
Die Tickets berechtigen auch für den Besuch des Ephesos Museums.
Audioguide Ephesos Museum: 2 € (Ausgabe erfolgt über den Infodesk)
0 Gedanken zu „100 Jahre Republik Österreich – Im neuen Haus der Geschichte am Wiener Heldenplatz“