Über die Bretagne gibt es unendlich viel zu erzählen – so viele kleine Orte wie Locronan oder urige Wälder wie in der Brocéliande oder besondere Küstenformationen wie die Côte de Granit Rose – heute soll es aber um die nach Rennes zweitgrößte Stadt und damit das Zentrum des Finistere gehen – Quimper.
Die Geschichte von Quimper (bretonisch Kemper)
Quimper bildet mit seinen heute mehr als 60000 Einwohnern das Zentrum des Departement Finistere. Sie liegt am Zusammenfluss von Odet, Jet und Steir.
Seinen Reichtum erwarb Quimper vor allem aufgrund der bis heute weltbekannten Porzellanmanufakturen. Das blau-weiße Porzellan, etwa aus der Manufaktur Henriot ist bis heute ein beliebtes Souvenir, doch was kaum einem bewusst ist – Henriot ist ein Familienbetrieb seit 1690.
Kathedrale St. Corentin – die Kirche mit dem Knick
Dass die Kathedrale von Quimper etwas Besonderes ist, sieht man schon von Außen – denn irgendwas scheint da ein kleines bisschen schiefgelaufen zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Betritt man die Kirche dann durch das Portal, wird schnell klar, dass einem das Gefühl nicht täuscht, denn während normale Kirchen einen geraden, der normalen Kreuzform angepassten Grundriss haben, knickt bei der Kirche von Quimper die Hauptachse etwa auf der Höhe des Altars deutlich ab.
Der Bau der Kirche startete um 1239, die Bauarbeiten dauerten allerdings mehr als 3 Jahrhunderte. Die beiden Neogotischen Türme und die Hauptfassade wurde sogar erst 1856 eingeweiht. Geweiht wurde sie dem heiligen Corentin von Quimper, der im 6. Jahrhundert in der Bretagne als Missionar wirkte.
Die Kathedrale hat etwas Besonderers – vor allem zur Mittagszeit scheint das Licht durch die hohen Fenster und malt die gesamte Kathedrale in die buntesten Farben. Die Glasfenster zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Corentin.
Warum es den berühmten Achsknick gibt, kann heute übrigens keiner mehr so richtig nachvollziehen. Es gibt verschiedene Theorien, unter anderem, dass der Knick das geneigte Haupt Jesu am Kreuz symbolisieren soll. Doch am wahrscheinlichsten hat es wohl mit der Stabilität des Fundaments zu tun, weshalb man sich während der Bauarbeiten, als viel von der Kirche schon da war, zu dem Knick entschied – jedenfalls macht das die Kirche einzigartig. Und so bleibt sie auch in Erinnerung, im Gegensatz zu den unzähligen Kirchen ohne Knick, die ich auf meinen Reisen schon besuchen durfte.
Ein Spaziergang durch die Altstadt von Quimper
Die Altstadt von Quimper wird bestimmt durch zahlreiche, wunderschöne und typisch bretonische Fachwerkhäuser. Verlaufen kann man sich in den kleinen, engen Gassen kaum, denn eigentlich alle Wege führen entweder zum Odet oder zum Platz vor der Kathedrale. Ansonsten sind die Shops eher klein und die Gassen eher gemütlich, zumindest Anfang Oktober war eher wenig Betrieb.
Direkt gegenüber der Kathedrale liegt das Museé de Beaux Artes, das vor allem Werke aus der Schule von Pont-Aven – bei unserem Besuch in Quimper war es allerdings gerade wegen eines Ausstellungsumbaus geschlossen. Es ist eines von insgesamt 4 Museen der Stadt: ein Kunstmuseum (Musée des Beaux-Arts), das Bretonische Museum (Musée Départemental Breton), das Museum für Zeitgenössische Kunst (Centre d’Art Contemporain) und das Porzellan-Museum (Musée de la Faïence).
Wie überall in der Bretagne bekommt man in jedem zweiten Haus ein Crêpes oder ein Gallete. Besonders empfehlenswert finde ich die Crêperie Sucre Sallé in der Rue du Sallé 6 – der Crêpe Hélène ist einfach zum Niederknien!
Die Brücken über den Odet
Ein Spaziergang entlang des Odet ist nicht nur aufgrund des grandiosen Panoramas der Altstadt sehr empfehlenswert. Der Odet ist einer der drei Flüsse in Quimper und wird von zahlreichen (größtenteils) Fussgängerbrücken überspannt, die alle bis in den Herbst hinein von einer grandiosen Blumenpracht dekoriert werden.
Den Bäumen am Odet scheint es kalt zu sein, jedenfalls haben die Guerilla Knitter ihnen einen äußerst dekorativen Pullover übergezogen. Obwohl eine der Hauptverkehrsadern der Stadt am Odet entlangläuft, kann man entspannt an der Promenade entlang schlendern.
Irgendwann kommt man auch in den berühmten Stadtteil Loqmaria, in dem zahlreiche der Porzellanmanufakturen zu Hause sind.
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