Ephesos-Museum: Die Antike in der Wiener Hofburg

Ende des 19. Jahrhunderts war Archäologie absolut im Trend. Überall wurde – oft finanziert durch die jeweiligen Herrscherhäuser gegraben und wertvolle Fundstücke kamen mit zurück. Museen wie das British Museum in London füllten sich, neue Museen wie das Pergamon-Museum in Berlin mussten überhaupt erst gegründet werden, um all die Funde der öffentlich präsentieren zu können.

Nur einer war nicht ganz zufrieden. Kaiser Franz Josef hatte zwar unter anderem eine Polexpedition finanziert, aber was zum Anschauen und Staunen für sein Volk kam nicht zurück. Und so kam es, dass er Grabungen in Ephesos finanzierte, eine der wenigen, damals noch wenig erforschten Stätten der Antike. 

Skulpturelle Kunst aus Ephesos in der Neuen Burg

Ephesos in der heutigen Türkei

Ephesos gehört heute zu einem der beliebtesten Ausflugsziele für Kreuzfahrtschiffe. Die antike Stadt liegt unweit der Küste des Ikarischen Meeres südlich von Izmir. Der berühmte Tempel der Artemis zählte zu den Sieben Weltwundern der Antike und seit 2015 zählt Ephesos auch zur Liste des UNESCO Weltkulturerbes.

Mit vermuteten 200000 Einwohnern zählte Ephesos zu den größten und bedeutendsten Städten des Römischen Reichs, was dazu führte, dass zahllose öffentliche Gebäude errichtet wurden, deren Spuren bis heute erhalten sind. 262 wurde die Stadt von einem Erdbeben flächendeckend zerstört und erholte sich davon nur in kleinerem Maße.

Ephesos-Museum in der Neuen Burg

Ab 1895 kamen Österreichische Archäologen nach Ephesos. Kaiser Franz Josef einigte sich mit dem damaligen Sultan Abdülhamid II. darauf, dass ausgesuchte Fundstücke nach Wien transportiert werden sollten. Und so trafen bis zum türkischen Antikengesetz von 1907 (nach dem keine Fundstücke mehr die Türkei verlassen durften) insgesamt 7 große Transporte in Wien ein. Die Grabungen mit Beteiligung Österreichischer Archäologen gingen dennoch weiter – die letzte fand 2016 statt.

Skulpturenkunst

Doch hier kam es zu einem Problem – man hatte noch keinen geeigneten Museumsraum gefunden. Zunächst wurde eine Auswahl der Fundstücke im Theseustempel ausgestellt – doch das musste 1911 aufgrund von Schäden an den Fundstücken beendet werden. Anschließend wurde die Sammlung aufgeteilt. Sie wurde im Unteren Belvedere oder in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums gezeigt.

Danach ging der Plan, ein eigenes Ephesos-Museum zu bauen, für lange Zeit in den Wirren des Krieges unter. Erst 1978 wurde das Ephesosmuseum, das heute Teil des Kunsthistorischen Museums ist, gegründet. Heute hat das Museum seine Schauräume im weitläufigen Stiegenhaus der Neuen Burg.

Eines der wichtigste Fundstücke empfängt den Besucher des Ephesos-Museums direkt beim Eingang in die Sammlung. Die Bronzestatue stammt aus dem 4. Jahrhundert und zeigt einen Athleten beim Schabseln, bei der Reinigung seines Körpers nach einem Kampf. Sie wurde aus zahlreichen Bruchstücken zusammengesetzt und ist heute beinahe vollständig. Sie gehört zu den besterhaltenen Bronzestatuen ihrer Art.

Statue eines Athleten im Ephesos-Museum

Ein weiteres Highlight der Sammlung des Ephesos-Museums ist das Partherdenkmal – ein Reliefbild, das auf einer Länge von 40 m ausgestellt wird, im Original war es 70 m lang. Es gehört zu den bedeutendsten Werken römischer Reliefkunst in Kleinasien und zeigt den römischen Kaiserkult. Namensgebend ist eine Darstellung des Kaisers Lucius Verus und der von ihm geführten Partherschlacht (161 – 165 n. Chr.).

Parther-Relief

Daneben zeigt das Ephesos-Museum zahlreiche Schmuckstücke, nicht nur der skulpturellen, sondern auch der architektonischen Kunst. So gibt es etwa ein großes Modell der antiken Stadt Ephesos, das man sogar von Oben betrachten kann.

Ephesos ist eine der wenigen großen Archäologischen Ausgrabungsstätten (außerhalb von Kriegsgebieten wie in Syrien), die ich bisher noch nicht selbst angeschaut habe – das wird sich nach einem Besuch des Ephesos-Museums aber sicherlich ändern. Das Museum bietet ein spannendes Kontrastprogramm zum neu errichteten Österreichischen Haus der Geschichte, dessen Eintrittskarte aufgrund des identischen Eingangs auch für das Ephesos-Museum gilt (und vice versa natürlich auch).

Ephesos-Museum – Stiegenhaus der Neuen Burg

Info

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr

Eintrittspreise

Erwachsene: 8 €

Ermäßigt*: 6 €

Gruppen ab 10 Personen: 6 €

SeniorInnen, Vienna City Pass: 6,50 €

Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre: frei

Ö1 Clubmitglieder: 7 €

Familienkarte (2 Erwachsene mit mind. einem Kind unter 19 J.): 13 €

BesitzerInnen einer Jahreskarte der ÖNB und des KHM erhalten freien Eintritt.*

hdgö Jahreskarte: 15 €

Die Tickets berechtigen auch für den Besuch des Haus der Geschichte Österreichs

Audioguide Ephesos Museum: 2 € (Ausgabe erfolgt über den Infodesk)

Ein Museum mit kaiserlichem Ambiente

Schreibe einen Kommentar