Die Geschichte der Werke, die in der Ausstellung „Chinese Whispers“ im Museum für angewandte Kunst gezeigt werden, ist komplex. Allen gemeinsam ist, dass sie aus dem Bereich der Chinesischen Gegenwartskunst stammen. Die meisten stammen aus der Sammlung des ehemaligen Schweizer Botschafter in Peking.
Uli Sigg erwarb sich ab den 1970er Jahren einen Ruf als großer Kenner der Asiatischen Kunst. Ab Mitte der 1990er Jahre begann er, vor allem auf seinem Schloss Mauensee in der Schweiz, die weltweit größte und repräsentativste Sammlung Chinesischer Gegenwartskunst zusammenzutragen.
2012 beschloss Sigg, Teile seiner Sammlung an ihr Herkunftsland zurückzugeben. Da dies politisch nicht ganz einfach war, fiel die Wahl auf Hong Kong. Da dort aber die Museumslandschaft gar nicht für so eine Menge an Contemporary Art ausgelegt war, musste erst ein neues Museum geschaffen werden. Die Bauarbeiten begannen im West Kowloon Cultural District und sollen 2019 abgeschlossen werden – einige der Werke in der Ausstellung werden also vielleicht zum letzten Mal in Europa zu sehen sein, bevor sie in das neue Museum in Hong Kong transportiert werden.
Die Ausstellung zeigt eine große Bandbreite der Chinesischen Gegenwartskunst, die nicht nur Aspekte wie Design erkennen lassen. So zeigt etwa Ai Weiwei mit seinem Descending Light with A Missing Circle ein monumentales Werk – ein gigantischer roter Luster scheint auf den Boden gestürzt und taucht den Raum in ein besonderes Licht. Der Luster repräsentiert den Verfall der modernen chinesischen Gesellschaft, wobei die Farbe Rot im 20. Jahrhundert speziell die Farbe des Kommunismus, aber auch der Revolution und des Fortschritts symbolisiert.
Ein weiteres Werk, das besonders ins Auge fällt, ist The Death of Marat von He Xiangyu. Die am Boden liegende Figur soll eine Auseinandersetzung mit dem Kulturtransfer zwischen Ost und West repräsentieren – ich hab mich aber sehr beklommen gefühlt, als die Menschen um die am Boden liegende (echt wirkende) Wachsfigur herumstanden und keiner Anstalten machte um zu sehen, ob man helfen kann.
Ein weiteres Werk sind die auf alten Schreibtischen gelagerten Akten aus Archives von Mao Tongqiang, eine Sammlung aus 1800 Dokumenten von 1949 bis 1980, die sich mit Chinas Innerer Sicherheit beschäftigen und das Verhältnis der einzelnen Bürger und dem Staat zeigen und einem vor Augen führen, wie sehr das Sammeln von Daten benutzt wird, um den Einzelnen zu kontrollieren.
Die Ausstellung will aber auch einen Bogen spannen zu historischen Werken aus der Asia-Sammlung des MAK, wodurch der kulturelle Wandel Chinas ab Ende des 20. Jahrhunderts besonders verdeutlicht wird.
Infos
Die Ausstellung „Chinese Whispers – Neue Kunst aus der Sigg Collection“ ist noch bis zum 26. Mai 2019 im Museum für Angewandte Kunst am Wiener Stubenring zu sehen.
Das Museum ist Dienstags 10 – 22 Uhr und Mittwochs bis Sonntags 10 – 18 Uhr geöffnet – Montags ist geschlossen.
Mehr zur Ausstellung – Eintrittspreise und Führungen – findet hier hier (Link zur Ausstellungshomepage).