Schon die Stiegen zum Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien im Wiener Museumsquartier empfangen den Besucher zur neuen großen Ausstellung „Vertigo“. Diese ist ganz der Kunst der optischen Täuschung gewidmet.
Kompositionen aus Licht und Spiegeln – Kunstwerke, die sich mit der Perspektive verändern – Sinnestäuschungen, die den Besucher verwirren – das ist die Ausstellung „Vertigo – Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520 – 1970“.
Im Fokus steht die Kunstströmung der Op Art, die etwa ab Mitte der 50er Jahre entstand und ihren Höhepunkt 1965 mit einer großen Präsentation im MoMA in New York gefunden hat. Dabei zielt die meist abstrakte Kunst auf die Vermittlung von besonders starken Sinneseindrücken, die etwa mittels verzerrten Rastern oder langsamen, kaum wahrnehmbaren Bewegungen, einen schwindelerregenden Sog erzeugen können.
Gleich zu Beginn wird man aus einer Komposition von verschiedenfarbigen Lichtstrahlen empfangen, die sich bewegen. Ein bisschen kommt es schon auf, das gewisse Matrix-Feeling, bei dem man sich durch die Laser durchmogeln muss.
Den meisten Kunstwerken ist eins gemeinsam – man kann sie betreten und direkt erleben. So gibt es etwa die nicht ganz konzentrischen Kreise aus Spazio Ad Attivazione Cinetica von Marina Apollonio, ein Kunstwerk, das auch das Ausstellungsplakat ziert und wenn man es betrachtet, scheint es plötzlich plastisch zu wirken.
Für mich zu den Highlights der Ausstellung gehört ein Raum, der ganz in Schwarzlicht getaucht ist. Darin hängen Seile, die den Raum in eine Art Matrix unterteilen. Der Witz daran ist aber, dass einige der Knoten sich langsam bewegen, so dass immer ein gewisser Knick in der Matrix entsteht. Das Kunstwerk von Gianni Colombo entstand 1937.
Richtig viel Krach macht man schon beim Betreten des Raums, der von Jesus Rafael Soto gestaltet wurde. An allen 4 Seiten sind Metallstäbe gleicher Länge aufgehängt, die man zum Schwingen bringen kann. Diese Schwingung ist allerdings nicht nur laut. Die gleichförmigen Bewegungen der Stäbe geben einem auch den Sinneseindruck, der ganze Raum würde sich bewegen, was einen schonmal ordentlich aus dem Gleichgewicht bringen kann.
Und so kann man sich wunderbar verwirren lassen von all den vielen kleinen und größeren Kunstwerken und optischen Täuschungen aus mehreren Jahrhunderten der Kunst. Ich muss sagen, mein Kopf musste sich erstmal wieder an die Normalität gewöhnen, bis ich meinen Sinneseindrücken wieder wirklich trauen konnte. Ein geniales Erlebnis – noch zu sehen bis 26. Oktober im Mumok Wien.
Übrigens – Menschen, die zu epileptischen Anfällen neigen, sollten die Ebene 1 besser auslassen. Einige der Kunstwerke beinhalten hochfrequente Lichtwechsel, weshalb es beim einen oder anderen zu Schwindel oder Ohnmachtsgefühlen kommen kann. Deshalb ist allerdings auch wesentlich mehr Aufsichtspersonal auf der Etage unterwegs als bei normalen Ausstellungen.
Info
Die Ausstellung wird noch bis zum Nationalfeiertag – 26. Oktober 2019 – im Wiener Mumok gezeigt. Ab November 2019 wird sie im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen sein.
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 12€ (für alle 3 gegenwärtigen großen Ausstellungen).
Ahhh, vielen Dank für den Tipp