Der Wiener kennt das WUK – meist war er im Sommer dort zu einem der vielen Konzerte oder zum Vienna Waves oder zum Craft Beer Festival. Doch hinter der mehr als 150 Jahre alten Lokomotiv-Fabrik an der Währinger Straße verbirgt sich so viel mehr.
Das WUK
Ein Haus mit Geschichte
Als das WUK 1855 als Lokomotivfabrik gebaut wurde, stand die Fabrik – ihre Grundfläche beträgt immerhin 12000 Quadratmeter – mitten auf der grünen Wiese in der Wiener Vorstadt. Inhaber war Georg Sigl, der sich gleich auf der zur Währinger Straße gerichteten Seite seine repräsentative Wohnung einrichtete.
Als Sigl 1873 mit dem Börsenkrach in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, musste er Teile der Hallen untervermieten, so dass mehrere andere Firmen auf dem Areal untergebracht wurden, darunter die Elektrofabrik Kremenetzky. Man gab auch die Lokomotiv-Produktion auf und stellte auf Maschinenbau um und zeichnete sich bespielsweise für die Bühnentechnik in der Wiener Staatsoper verantwortlich.
Doch auch das währte nur einige Jahre. Ab 1884 wird das Gebäude eine Lehr- und Forschungsanstalt mit einer Schule und dem Technischen Gewerbemuseum.
In den 70er Jahren wurde ein Neubau beschlossen – das machte den Weg frei für das Sozio-Kulturelle Zentrum, das wir heute kennen.
Ein besetztes Haus
Obwohl das WUK seit nun mehr beinahe 40 Jahren Bestand hat, gelten die Fabrikhallen rein technisch gesehen als besetztes Haus. Man hat keinen Mietvertrag mit der Eigentümerin, der Stadt Wien. Offiziell wird man nur geduldet. Wird die Duldung aufgehoben (was mit einem FPÖ Landeshauptmann durchaus wahrscheinlich wäre), muss man innerhalb von 2 Wochen das Areal verlassen.
Träger des WUK ist aktuell ein Verein mit offiziell 650 Mitgliedern.
Von der Fahrradwerkstatt bis zur Asylhilfe – Was es alles so gibt im WUK
Wo fange ich da an? Ich bin mir relativ sicher, dass ich die Hälfte aller Funktionen, die man im WUK findet, vergessen habe.
Generell ist das WUK ein immer offenes Haus, wo man vermutlich zu jeder Tages- und Nachtzeit jemanden zum Quatschen findet. Allerdings nur, wenn man sich nicht offen als weit rechts im politischen Spektrum outet – ich glaube, da ist es mit der Offenheit vorbei. Aber mal ehrlich – einen H.C. Strache oder seine Freunde im WUK zu treffen, wäre wohl für jeden überraschend.
Das WUK ist:
- Konzertlocation
- Eventlocation
- Fahrradwerkstätte
- Beisl mit gemütlichem Gastgarten
- Kunsthalle Exnergasse mit wechselnden Ausstellungen gegenwärtiger Künstler
- Werkstatt für freischaffende Künstler – Das WUK stellt rund 20 Künstlern und Gastkünstlern einen Arbeitsraum zur Verfügung
- Fahrradwerkstatt – mit Hilfe zur Selbsthilfe und monatlichem Fahrradflohmarkt
- Asylberatungsstelle – Hilfe, Rechtsbeistand
- Bildungsberatungsstelle
- 17 Probenräume für Bands und ein offenes Tonstudio
- 3 Trainingsräume für Tanzgruppen
Und eigene Bienen auf dem Dach hat man auch.
Doch das WUK beschränkt sich nicht auf seine Location in der Währinger Straße. In Gänserndorf gibt es noch eine ökosoziale Landwirtschaft, deren Erzeugnisse zu Gunsten des WUK auf Wochenmärkten zu kaufen sind.
Und nicht zuletzt sind auch die berühmten Donauinsel-Schafe Teil des WUK. Seit Mai 2019 sorgt die Schafherde dafür, dass das Gras auf der Donauinsel im ökologischen Sinne kurz bleibt.
Wer Hilfe braucht – welcher Art auch immer – wird sie im WUK finden. Da man aber gemeinnützig arbeitet, bleibt wenig Geld übrig. So sind in den denkmalgeschützten Gebäuden dringend Investitionen nötig, um etwa die Elektrik auf Vordermann zu bringen. Einzig dafür sind 850.000 Euro nötig – um alles auf den allerneuesten Stand zu bekommen, wäre ein hoher zweistelliger Millionenbetrag nötig.
Sensationell, was da alles geboten wird. Kaum zu glauben, dass es nicht möglich ist, da einen ordentlichen Mietvertrag zu bekommen.
Man „arbeitet dran“ ?