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Selbstverständlich ist meine Serie über den Albanien- und Nordmazedonientrip noch lange nicht zu Ende. Autofahren ist in Albanien sicher nicht immer ganz leicht. Die Passage über den Llogara-Pass darf aber auf keiner Routenplanung im Süden Albaniens auf gar keinen Fall fehlen. Unser Weg führte uns von Saranda nach Orikum.
Der Llogara Pass
Die Landschaft fällt in Albanien zum adriatischen bzw. ionischen Meer steil ab, vor allem im Südwesten des Landes im Bereich der kleinen Bergdörfer von Dhermi, Himare und Vuno ist die Sicht zum nur 50 km entfernten Korfu nahezu perfekt.
Und genau findet man die heute für albanische Verhältnisse extrem gut ausgebaute Küstenstraße, die ihren Höhepunkt im Llogara-Pass findet.
Kommt man von Saranda, trifft man aber zunächst zum osmanischen Kastell in der Bucht von Porto Palermo.
Porto Palermo – von Ali Pasha und dem Kalten Krieg
In Porto Palermo lag zu komunistischen Zeiten einer der Gründe, warum der Llogara-Pass für Normalsterbliche nicht passierbar war. Noch heute erkennt man hier die Einfahrt zum U-Boot Bunker. Albanien war im Kalten Krieg Teil des Warschauer Paktes. Deshalb war es für die Sowjetunion möglich, hier 12 bis zu U-Boote in der Bucht von Vlora zu stationieren. Die Zusammenarbeit wurde allerdings 1960/61 beendet.
In den späten 1960er Jahren plante man sogar gemeinsam mit China, eine U-Boot-Tunnel zu bauen. Unter enormen Kosten stellte Albanien ihn schließlich alleine fertig, nachdem China sich aus dem Unternehmen zurückzog. 4 U Boote der Whiskey Klasse konnten hier unter der Erde gleichzeitig versorgt werden. Heute ist die Basis unbedeutend – es gibt nur noch 2 kleine Patroulien-Boote der Albanischen Armee.
Als erstes jedoch springt einem die Festungsruine ins Auge, die auf einer kleinen Halbinsel in der Bucht liegt.
Gebaut wurde die Festung wohl von Ali Pasha Teplena zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Der legendäre Herrscher, der die Unabhängigkeit vom Osmanischen Herrscher in Istanbul anstrebte, baute und renovierte Festungen im gesamten Süden von Albanien – häufig wie in Porto Palermo nach Vorbild der venetianischen Festung von Butrint.
Doch so nett, wie die Unabhängigkeit auch klingt, war Ali Pasha ein äußerst blutiger Herrscher, der Aufstände sofort unterdrückte. Besonders die Bewohner vom unweit gelegenen Bergdorf Himara kämpften gegen den Herrscher, was wohl auch ein Grund für die Bautätigkeiten in Porto Palermo war. Als es ruhig wurde in der Region, bot Ali Pasha die Burg sogar der Royal Navy zum Kauf an.
Auch wenn teils einige Busse vor der Tür stehen – eine Besichtigung des kleinen Kastells lohnt sich sehr. Der Eintritt beträgt für Erwachsene nur wenige Euros. Dustere Kammern und gigantische Aussichten über die Bucht versetzen einen in eine andere Zeit.
Bergdörfer – Küstendörfer
Von Porto Palermo führt die Straße weiter entlang der steil abfallenden Küste durch malerische, teils ausgestorben wirkende Dörfer wie Dhermi oder Himara, das am Fuße des Llogara Passes liegt. Die Häuser sind weiß getüncht, viele scheinen auf den ersten Blick Ferienhäuser reicher Albaner zu sein, die gerade nicht da sind.
Einst lebten in diesen Dörfern äußerst militante Siedler, die sich beispielsweise gegen die blutige Herrschaft von Ali Pasha auflehnten, weil sie zu dieser Zeit eine weitestgehende Unabhängigkeit genossen. Im blühenden Dhermi soll es einst 31 Kirchen gegeben haben – bei unserem Besuch zur Mittagszeit waren sie allerdings geschlossen.
Ein riesiges Problem hat die Küste leider. Hier wird das Plastikproblem unserer Gesellschaft sichtbar, denn die Hänge sind übersät mit Plastik- und Metallabfällen, die leider über kurz oder lang im Meer landen werden. Wenn ihr also dort seid, sammelt ruhig ein paar Teile auf. Jede Flasche, die ihr in einen richtigen Mülleimer befördert, landet nicht im Meer. Ich weiß, dass uns EINE Flasche nicht retten wird, aber ein Anfang ist es allemal.
Der Llogara-Pass
Beinahe unmittelbar hinter Dhermi beginnt die eigentliche Passstraße. Der Llogara-Pass bildet eine Art Wasserscheide zwischen Ionischem Meer und der Adria. Die Passhöhe liegt bei 1027 m ü. A. – was außergewöhnlich beeindruckend ist, weil man das Meer eben von oben direkt sehen kann. Die Passstraße ist im perfektem Zustand, erst 2008 wurde sie aufwendig ausgebaut.
Etwa auf der Hälfte der Passhöhe liegt ein verlassenes Gebäude, es macht den Eindruck, dass es wohl mal als Hotel gedacht war. Hier begegnet uns eine Herde aus Pferden, Eseln und Maultieren, die unbeeindruckt von der Aussicht das Gras am insgesamt relativ kahlen Hang abfressen.
Es ist nur wenig los an diesem Nachmittag im September. Ich bin mir relativ sicher – läge die Passstraße irgendwo in Mitteleuropa, hätte man hier nicht so viel Ruhe und Platz in dieser beeindruckenden Landschaft – sicher wäre es hier überfüllt und das dröhnen der Motorräder wäre zu hören. Nicht aber am Llogara Pass, als wir bei dem verlassenen Hotel stoppen, hören wir nur das Kauen der Esel.
Ist die Passhöhe erreicht, findet man ein paar kleine Restaurants und Hotels. Hier kann man sich stärken, bevor es über die diesmal doch recht bewaldete Passstraße durch ein paar weitere kleine Dörfer bis nach Orikum geht.
Orikum
Als Ziel des perfekten Roadtrip-Tages haben wir uns für das kleine Städtchen Orikum entschieden, das am südlichen Ende der Bucht vor Vlora liegt. Hier haben wir uns ein Hotel direkt am Kiesstrand ausgesucht, die eigentliche Stadt liegt rund einen Kilometer entfernt vom Strand in der Ebene. Hier geht es entspannt zu, einige Restaurants liegen direkt am Strand, also lassen wir die Seele ein bisschen baumeln, bevor es am nächsten Tag weitergeht in das Gebiet um Vlora. Zum Baden ist es zwar leider schon ein bisschen zu kalt und zu windig, aber im Liegestuhl liegen und den Wellen zuhören geht ja immer.
In Orikum, im Bereich der Marinebasis Pashaliman, liegt auch der antike Illyrische Ort Oricum. Doch gerade die Lage im militärischen Sperrgebiet macht die Ausgrabungsstätte für uns nahezu unzugänglich. Die kleine Stadt war immer wieder Kriegsschauplatz. Unter anderem ließ kein geringerer als der berühmte Julius Cäsar den Ort 48 v. Chr. von seinen Truppen im römischen Bürgerkrieg gegen Pompeius besetzen.
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Fazit
Wenn es eine perfekte Strecke für einen Roadtrip in Albanien gibt, dann ist es die landschaftlich extrem reizvolle Strecke an der Südwestküste Albaniens. Ich muss sagen, bei uns war die Passage über den Llogara Pass nicht einmal wirklich geplant – es hatte sich einfach so ergeben, weil wir ein bisschen an der Küste fahren wollten und die Erfahrung gemacht haben, dass die Straßen im Hinterland teils nicht sooooo einfach zu handlen sind.
Die Passtraße und auch der Zubringer, die SH8, ist in tadellosem Zustand und bietet ein entspanntes Fahrgefühl und geniale Landschaftseindrücke – zumindest wenn man über die gigantischen Mengen Plastikabfall in den Küstendörfern hinwegsieht.
Macht man einen Roadtrip durch Albanien, darf der Llogara-Pass auf gar keinen Fall fehlen.
2 Gedanken zu „Von Saranda über den Llogara Pass – Beste Roadtripbedingungen“