#viennaunknown: Von Sängern und Fernblick – Der Pötzleinsdorfer Schlosspark

Ich weiß, es gab schon lange nix Neues mehr auf meinem Blog. Das liegt aber schlicht und einfach daran, dass der Winter für mich immer ein bisschen eine „Saure-Gurken-Zeit“ ist – Reisen sind bei mir größtenteils im Frühjahr und im Herbst und im strömenden Regen des Wiener Winters bin ich nicht so oft unterwegs.

Das doch sehr spezielle Februar-Frühlingswetter vom Wochenende habe ich aber endlich mal wieder nutzen können für einen ausgiebigen Spaziergang im Pötzleinsdorfer Schlosspark im 18. Bezirk – ein Park, der doch das eine oder andere Geheimnis birgt.

Teich am Pötzleinsdorfer Schloss

Ein Schloss am Schafberg – Die Geschichte des Parks

Der 35,4 Hektar große Park liegt an den Ausläufern des Wiener Waldes und zieht sich elipsenförmich am Nordhang des Schafberges entlang. Er ist erst seit 1935 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Im Pötzleinsdorfer Schloss ist heute eine Schule untergebracht. Die Rudolf-Steiner-Schule hat sich der Walldorfpädagogik verschrieben.

Angelegt wurde die Anlage von der Familie Herberstein. Ende des 18. Jahrhunderts kam sie in den Besitz der Bankiersfamilie Geymüller, die das barocke Aussehen prägte. Als die Familie 1841 pleite ging, wechselte der Besitzer häufig.

Ende des 19. Jahrhunderts war der Park beliebtes Ziel der Wiener Oberschicht. Da er noch immer in Privatbesitz war, benötigte man die Erlaubnis des Besitzers, um im riesigen Gelände flanieren zu können.

Erst der Möbelfabrikant Max Schmidt, der 1935 starb, vermachte die Anlage der Stadt Wien.

Erhalten geblieben ist ein altes Lusthaus im Griechischen Stil, sowie diverse Elemente des englischen Landschaftsgartens wie die Ententeiche und die befestigten Spazierwege, die sich bis in den Wald hineinziehen.

Unterwegs im Park

Das singende Quartett und die Geschichte des Ringtheaterbrandes

Am 8. Dezember 1881 kam es zu einem folgenschweren Brand. Im Bühnenbereich des Ringtheaters, das sich unweit der Universität und des Wiener Schottentors befand, brach ein Feuer aus. Rasend schnell griff es auf den Zuschauerbereich über, mehrere Probleme traten auf – die Fluchtwege waren nicht beleuchtet und die Türen waren durch Flüchtende blockiert. Offiziell starben 384 Menschen, es wird aber vermutet, dass es über 1000 gewesen sein könnten. Der Brand änderte die Brandschutzbestimmungen nachhaltig – in öffentlichen Gebäuden müssen Fluchtwegstüren immer in Fluchtrichtung aufgehen, Bühnendekorationen müssen feuerfest imprägniert und von einem Brandschutzbeauftragten abgenommen werden und ein feuerfester Vorhang muss Bühnen- und Zuschauerbereich voneinander trennen können.

Doch was hat dieser Brand mit dem Pötzleinsdorfer Schlosspark zu tun? Geht man am Spielplatz und am Schloss vorbei, fallen einem vier schneeweiße Statuen auf, die vor einem griechischen Tempel auf einer Wiese stehen. Das sind die letzten Überreste. Die vier repräsentieren den jungen Mann (Tenor), den alten Mann (Bass), die junge Frau (Sopran) und die alte Frau (Alt) und zierten einst den Attikus des Ringtheaters und wurden aus der Brandruine gerettet.

Figurine des Jungen Mannes im Pötzleinsdorfer Schlosspark

Naturdenkmäler Mammutbäume

Direkt gegenüber dem Schloss ist die Mammutbaumwiese. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn hier stehen zwei 30 und 35m hohe Riesenmammutbäume, die von der Stadt Wien sogar als Naturdenkmäler ausgewiesen wurden.

Beim Pötzleinsdorfer Schlosspark ist außerdem bekannt für sein ganz besonderes Pflegeprogramm. Derzeit werden ausgiebig die Vögel gefüttert – zahlreiche Futterstationen stehen bereit. So ist besonders der Artenreichtum bei den Vögeln besonders groß. Insgesamt wird sehr darauf geachtet, dass Wiesen, Teiche und Wälder besonders naturnah erhalten werden sollen.

Verborgener Alxinger Stein

Unmittelbar neben dem griechischen Tempel ist, verborgen im Wald, ein klassizistisches Denkmal für den Freimaurer-Dichter Johann Baptist Alxinger.

Er trägt die Inschrift:

Es wird doch niemals dem
an einem Freunde fehlen
der fehig ist
ein Freund zu seyn

Der Alxinger Stein

Ausblicke

Wander- und Spazierwege sind in dem 35 Hektar großen Park mehr als genug vorhanden. Besonders empfehlenswert ist der Weg am Waldrand, von dem aus man bei guter Sicht bis zum Donauturm und bis ins Burgenland schauen kann.

Blick vom Waldrand ins Wiental

Fazit

Wien gehört zu den grünsten Hauptstädten Europas. Aber das Grüne geht weit über den Schönbrunner Schlosspark und den Prater hinaus. Gerade am Stadtrand findet man viele, ziemlich unbekannte Parks, die für ausgiebige Spaziergänge einladen.

Den Pötzleinsdorfer Schlosspark erreicht man schnell, die Endhaltestelle der Straßenbahn 41 liegt direkt am Parkeingang. Dort ist übrigens auch ein großer Spielplatz für die Kids.

Im Park kann man viel entdecken – Geschichte und Natur – man findet schattige Spazierwege im Wald und sonnige in den Wiesen.

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