Manches hat ja so seine Vorteile – vor allem, wenn man ohne störenden Guide im Bereich von Theben unterwegs ist. Wir nahmen uns morgens um 6 Uhr beim Schiff ein Taxi und waren so relativ frei. Nur auf die Frage, wo es denn zuerst hingehen sollte, wussten wir für den Taxifahrer nicht wirklich eine Antwort. Daher ließen wir uns von ihm ein bisschen was erzählen.
Dazu zählte die Empfehlung, sich anstatt des Tals der Könige lieber die Gräber der Noblen anzusehen. Die sind leichter zu erreichen und da sei nicht so viel los wie im Tal der Könige. Und die Gräber sind aufgrund ihrer eher weltlichen Symbolik für den Laien besser zugänglich. Und er sollte recht behalten.
Tickets bekommt man am West Bank Ticketbüro, das an der Zugangsstraße zu allen Sehenswürdigkeiten liegt. Und das Areal liegt im Prinzip in direkter Nachbarschaft, gegenüber dem Ramesseum.
Man muss ein bisschen schauen, wie viele Gräber man sich anschauen möchte. Wir hatten Zutritt zu insgesamt 9 Grabstätten, die jeweils in 3er Gruppen unterteilt sind. Eintritt kostet für je 3 Grabstätten zwischen 20 und 35 LE.
Gleich beim Eingang bekamen wir wieder einen Guide angeboten. Der lohnt sich vor allem, weil das Areal relativ groß und die Gräber stark verteilt sind. Für die Tour mit Guide (der allerdings nichts zu den Gräbern erzählt hat) zahlten wir weitere 45 LE.
Bei den Gräbern der Noblen gibt es zu jedem Grab einen Wächter, der herbeigeeilt kommt, um das Grab zu öffnen. Er geht auch mit hinein. Hier sollte man dringend zusehen, dass man ein bisschen Kleingeld oder Zigaretten oder Bonbons oder Kugelschreiber beihand hat, ein kleines Bakschisch ist hier üblich. Auch kann man mit den Wächtern reden, ob man denn über das Fotoverbot hinwegsehen könnte (würden wir ja niemals tun) und ohne Blitz ganz ausnahmsweise mal… Die meisten sind sogar enttäuscht, wenn man nicht fotografiert.
Die Gräber der Thebanischen Nekropole (mehr als 100 an der Zahl) liegen auf einem Areal zwischen dem Tal der Könige und dem Tal der Königinnen. Sie stammen größtenteils aus einer Zeit zwischen der 18. und 20. Dynastie. Die als „Gräber der Noblen“ bezeichneten Gräber liegen im Bereich von Al-Qurna.
Die Gräber hier gehörten allesamt hohen Beamten wie Schatzmeistern oder Priestern, Schreibern oder Hausvorstehern.
Ohne einen Guide hätten wir die 9 Gräber auf dem unübersichtlichen Gräberfeld sicherlich nicht in der Zeit gefunden. Das bedeutet also, wenn man in der Zeit eingeschränkt ist, sollte man unbedingt mit dem netten Herren beim Eingang verhandeln. Und ganz wichtig ist, man sollte sich einen ordentlichen Wasservorat mitnehmen, wir waren gegen 9 Uhr dort. In den Gräbern ist es zwar angenehm kühl, draußen aber kommt man auf den kleinen Wanderungen (ordentliches Schuhwerk ist bei solchen Besichtigungstouren eh immer nicht die schlechteste Idee) ordentlich ins Schwanken. Ich habe sicherlich 1 Liter zwischendurch getrunken. Ich weiß natürlich nicht, wie es im Tal der Könige ausschaut, die Gräber der Noblen sind wohl eher nichts für jemanden, der schlecht zu Fuß ist.
Die Gräber extrem sehenswert. Ein kleines bisschen kann man sich fühlen wie die ersten Entdecker. Im Grab des Menna etwa muss man erstmal 20 Meter nach unten steigen, über eine enge und steile Treppe. Das fühlt sich fast schon ein bisschen gruselig an – fehlt nur noch die Fackelbeleuchtung und schon fühlt man sich wie in einem Indiana Jones Film. Das Grab des Ramose dagegen ist völlig in weiß mit zahlreichen Reliefs, in denen nur einzelne Stellen blau eingefärbt zu sein scheinen. Jedes Grab ist meist mit dem geschmückt, was dem Inhaber in weltlichen Zeiten wichtig war. Man sieht Szenen aus dem Familienleben, die Frau, die Kinder. Dadurch haben sie alle auch nach den Jahrtausenden und nach dem Besuch zahlreicher Grabräuber ihren ganz eigenen Charakter erhalten. Manche sind ganz bunt ausgemalt mit Zugang zu Tageslicht – andere sind tief unter der Erde, jedes ist sein ganz eigenes Erlebnis.
Für mich waren die Gräber der Noblen ein absolutes Highlight – vielleicht neben dem Tempel der Nofretete – weil man hier unter die Erde geht und dadurch relativ selbständig erkunden kann. Ein Feeling, das in den alten Tempelanlagen irgendwie nie so richtig aufkam. Die sind zwar auch gigantisch, aber ich glaube, das lag einfach am riesigen Umfang der Nekropole.
Wenn ich nochmal nach Luxor komme, schaue ich mir die Gräber im Tal der Könige an, habe aber meine Zweifel, dass die spannender sein können als die Gräber der Noblen n Qurna.
Herrliche Bilder! Vielen Dank für den Tipp 🙂