Wien ist bekannt für seine legendären Kaffeehäuser – eine Melange gewürzt mit einem leicht grantelnden Ober – das macht das ganz spezielle Flair aus. Und wenn es um echte Klassiker geht, bin ich ja gerne immer mal wieder dabei. Einer der absoluten Klassiker steht bei vielen Touristen ganz weit oben auf der Wunschliste – das Stammcafé von Kafka und Freud – Das Café Central im Palais Ferstel an der Wiener Herrengasse, nur wenige Meter vom Eingang der Hofburg entfernt.

Geschichte des Café Central
Das Central ist eines der traditionsreichsten Kaffeehäuser der Stadt. Es wurde 1876 von den Brüdern Pach gegründet und bis zur Zerstörung der Säulenhalle 1943 durchgängig betrieben. Nachdem das Palais Ferstel 1975 aufwendig restauriert wurde, wurde auch das Central an alter Stelle neu eröffnet.
Gerade Ende des 19. Jahrhunderts, als das Griensteidl abgerissen wurde, entwickelte sich das Central zum Anziehungspunkt für die geistigen Größen ihrer Zeit. Zu den Stammgästen sollen große Namen wie Psychoanalytiker Sigmund Freud, Architekt Adolf Loos sowie die Schriftsteller Arthur Schnitzler, Franz Kafka und Stefan Zweig gezählt haben. Auch Leo Trotzki soll, als er als Emigrant in Wien lebte, regelmäßig im Central Schach gespielt haben. Damals sollen unter anderem 250 Zeitungen in 25 Sprachen ausgelegt gewesen sein – jeden Tag.

Schlangestehen wie die Profis
Das Central, und da kann man nicht drum herumreden, ist bei Touristen neben Schönbrunn oder der Hofburg eine der beliebtesten Stationen. Selbst bei schlechtestem Wetter, Regen und Eiseskälte, stehen die Touristen vorm Café Central häufig Schlange. Hat man besonderen Spaß daran, internationale Gäste kennenzulernen, lässt es sich hier bestens ins Gespräch kommen.
Beste Zeiten für alle, die es sich flexibel einteilen können, ist vor 9 Uhr – von 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr und dann wieder ab 14.30 Uhr – oder man sollte vorher reservieren, wenn man sich die längere Wartezeit (manchmal 30 Minuten und länger) auf den Tisch ersparen will.


Reservieren ist keine blöde Idee
Restauriertes Palais, altes Flair
Kommt man ins Central, wird man direkt in ein anderes Jahrhundert versetzt. Direkt beim Eingang wurde einem der alten Centralisten ein Denkmal gesetzt. Kaffeehausliterat Peter Altenberg (1859 – 1919) sitzt an seinem Tisch, direkt bei der Kuchentheke, und liest tagein tagaus in seiner Zeitung. Zeitungen werden natürlich wie in jedem Kaffeehaus täglich frische aufgehängt und ausgelegt – schließlich geht man ja ins Kaffeehaus um Zeitung zu lesen.
Direkt hinter der hauseigenen Kuchentheke (das Central hat eine der besten Konditoreien der Stadt) bewegt man sich in der Säulenhalle im Stile der Neo – Renaissance im toskanischen Stil, die nach dem Krieg wieder hergestellt wurde. Hier empfangen einen – ganz ohne Klischee natürlich – die Kaiserin und der Kaiser, Sisi und Franz Josef in Lebensgröße.
Wesentlich unbekannter ist der Lichthof, in dem sich weitere Kaffeehausplätze befinden. Für Veranstaltungen liegt im Obergeschoss der große Ferstelsaal, in dem nicht nur getanzt werden kann – in der Nachkriegszeit hat sogar die österreichische Basketballliga hier gespielt.

Fazit
Viele „Normale“ Wiener wird man im Café Central nicht antreffen, es sei denn, es ist Besuch da – dann geht man gerne ins Central, um ein kleines bisschen die Klischees zu erfüllen. Und ich spiele ja gerne mit den Klischees – der Ober fragt mich regelmäßig, wie mir denn Wien gefällt und ob ich denn schon öfter da war, weil ich mit meinem Deutschen Akzent ganz professionell einen Einspänner bestelle. Das breite Grinsen auf das „Seit 6 Jahren – ist echt nett hier!“ ist jedes mal großartig (vielleicht erkennt sich ja jemand aus dem Team wieder).
Wenn man mich nach einem guten Kaffeehaus in Wien fragt, kommen bei mir immer Gegenfragen: was willst du haben? Wien im perfekten, touristischen Klischee? Dann geh ins Central – die haben nämlich zusätzlich noch extrem guten Apfelstrudel, der für die Wartezeit belohnt…

Der Festsaal sieht ja wirklich schön aus. Habt Ihr denn auch die Fotoausstellung „Das Junge Wien – Natur plus X“ gesehen? Wenn ja, ist es wert, hinzugehen?