Dass Bären Wildtiere und damit kein Spielzeug sind, werden wohl viele von euch früh gelernt haben. Als ich klein war, gab es sie ganz am Anfang noch im Zirkus – doch gerade in Westeuropa gehört sowas längst der Vergangenheit an. Bären sollten nicht mehr zur Belustigung gequält und zu Tanzbären gemacht und in kleinste Käfige gesperrt werden.
Doch vor allem in Osteuropa war und ist so etwas leider immernoch häufig der Fall. In Deutschland gibt es zwei Bärenparks in Worbis (Thüringen) und Bad Rippoldsau-Schapbach (Schwarzwald), die sich den gequälten Tieren annehmen, die nicht mehr in die Wildnis zu entlassen sind. Letzteren habe ich für euch besucht.
Alternativer Wolfs- und Bärenpark Schwarzwald
Meine erste bewusste Verbindung mit Braunbären zog ich 2006. Damals fieberte ich mit, als ganz Bayern auf der Suche nach Bruno, dem „Problembären“ war – ich drückte ihm die Daumen, dass ihm die Flucht gelingt oder dass man ihn wenigstens betäubt und irgendwo hinbringt, wo er die Bayern nicht mehr stören kann – denn in Ländern wie Rumänien oder Slowenien sind Bären in den Wäldern normal und herzlich willkommen.
Im Schwarzwald und in Thüringen gibt es gleich zwei Parks, die sich den misshandelten, ehemaligen Zirkus- oder Tanzbären widmet, aber auch wilden Bären, die von unvernünftigen Menschen angefüttert wurden, die Scheu verloren und damit nicht mehr in der Wildnis bleiben konnten. So lebt auch Jurka im Schwarzwald, die Mutter von Bruno, die in Italien durch Wohngebiete zog, weil sie die Scheu verloren hatte, was sie auch an ihren Nachwuchs weitergab.
11 Bären mit ganz unterschiedlichem Schicksal leben derzeit in den weitläufigen Anlagen in Bad Rippoldsau. Ihren allen gemeinsam sind diverse Traumata, die sie in Haltung unter den Menschen erleiden mussten. So gibt es etwa Agonis, der schon als Baby seiner in der Wildnis lebenden Mutter entrissen und in einem Restaurant als Besuchermagnet angekettet wurde. Poldi wurde im Zirkus unter schwersten Bedingungen gehalten und hat schwerst verkrüppelte Beine – trotzdem wackelt er heute die Hänge im Gelände des Bärenparks rauf und runter. Arthos und Arian wurden an Ketten in Albanien am Strand rauf und runter geführt – die Touristen zahlten für Selfies mit ihnen.
Geschichten wie diese ziehen sich durch den gesamten Park – an einer Stelle wird sogar ein Käfig präsentiert, in dem man einen Bären gehalten hat – man kann sich reinstellen – eine gruselige Vorstellung.
Zwischen den Bären tümmeln sich immer wieder Wölfe, die die Bären etwas auf Trapp halten. Sie wurden von ihrem alten Rudel ausgestoßen und leben mal in Gruppen, mal einzeln zwischen den Bären, machen ihnen schonmal die Beute streitig – es geht aber weitestgehend friedlich zu. In einem der Gehege lebt auch ein Luchspärchen in einer friedlichen Wohngemeinschaft mit den Bären. Sowohl Wölfe als auch Luchse sind nicht traumatisiert, sie leben mit den Bären zusammen, bieten ihnen neue Reize und Abwechslung im Gehege. Sie leben damit annähernd unter Bedingungen wie in der Wildnis, ohne dass sie für sich selbst oder für die Menschen gefährlich werden können.
Der Bärenpark Schwarzwald wird von der Stiftung für Bären betrieben. Auf einem etwa 2 km langen Spazierweg werden nicht nur die Bären gezeigt, sondern auch über deren Schicksal und den daraus resultierenden Verhaltensauffälligkeiten aufgeklärt. In den weitläufigen Gehegen bieten sich zahllose Möglichkeiten, die Bären aus der Ferne zu beobachten und an den Fotopunkten auch sicher (sowohl für Mensch als auch für Tier) ohne Gitter zu fotografieren.
Zudem gibt es einen Naturspielplatz und Tippis für die Kids, zusätzlich natürlich auch verschiedendste Ferien- und Führungsangebote für Klein und Groß. Außerdem bietet der Park einige Grillplätze und einen Gastronomiebetrieb, in dem man den Hunger stillen kann.
Der Alternative Bärenpark in Bad Rippoldsau zeigt etwas mehr und hinterlässt einen anderen Eindruck als ein herkömmlicher Tierpark oder Zoo. Man hat nur wenige Tierarten und legt mehr Wert darauf, dass Bären, Wölfe und Luchse artgerecht gehalten werden und dass die Besucher über das einzelne Schicksal bescheidwissen. Die Tiere haben alle viel hinter sich – umso mehr beeindruckt es, wenn die tollen Tiere in ihrem Revier umherstreifen, auf die Wölfe treffen und ihr Leben endlich leben können – egal ob blind oder gehbehindert.
Info (Stand: November 2018)
Adresse
Rippoldsauer Str. 36/1
77776 Bad Rippoldsau-Schapbach
Öffnungszeiten
März bis Oktober: Täglich von 10 bis 18 Uhr
November bis Februar: Täglich 10 bis 16 Uhr
Einlass bis jeweils 1h vor Ende der Öffnungszeiten
Eintrittspreise
Erwachsene: 7€
Ermäßigt (Rentner, Schüler, Studenten, Behinderte, Kinder von 5 bis 16 Jahren): 6€
Familien (2 Erwachsene + 2 Kinder) 20€ – jedes weitere Kind 4€
Schwerbehinderte: 5€ (freier Eintritt für die helfende Begleitperson)
Bärtas(s)tisches Ticket (Parkeintritt inklusive Bärentasse gefüllt mit alkoholfreiem Getränk): 10€
Hunde (an der Leine!) 2€