Islas Flotantes – Zu Besuch bei den Uros am Titicaca-See

Nachdem ich euch schon von den strickenden Männern von Taquile berichtet habe, stelle ich euch heute ein weiteres, etwas kurioses Völkchen vor, das ich auf dem Titicaca-See besucht habe – für mich leider eine etwas unangenehme Erfahrung.

Wie man eine Insel baut

Islas Flotantes

Die Touristenboote, die im Hafen von Puno auf die Tour über den höchstgelegenen schiffbaren See der Welt starten, legen nicht weit weg an einer der 49 Inseln der Uros an. Allerdings sind das eigentlich keine Inseln, sondern schwimmende Flöße, die die Urus selbst aus getrocknetem Totora-Schilf herstellen. Das Schilf gilt hier auch als Rohstoff für die Boote und sogar für die Häuser des Volksstammes. Von den rund 2000 Uros leben heute allerdings nur noch sehr wenige tatsächlich auf den Inseln.

Der Legende nach stammen die Uros von den Pukinas ab, die noch weit vor den Inkas Peru besiedelten. Aus unbekannten Gründen sollen Festlandbewohner auf den See hinaus geflüchtet sein. Sie versteckten sich im hohen Schilf und begannen nach einer Zeit, ihre kleinen Boote mit dem getrockneten Schilf zu stabilisieren. So entstanden die kleinen Inseln, die die Uros bis heute bevölkern. Und gerade diese schwimmenden Inseln machten die Uros unbesiegbar – denn bei Gefahr zogen sie sich (mit ihren Häusern) einfach auf das Innere des riesigen Sees zurück.

Eine Ausfahrt auf dem Uro-Touri-Boot

So sollten wir zunächst im Schilf platznehmen und eine Dame in traditioneller Kleidung erläuterte uns, wie die Insel aufgebaut ist und dass immer neues Schilf oben aufgelegt werden muss, da die Insel quasi von unten her verrottet. Dass das gleiche Programm auf mehreren der Inseln gleichzeitig lief, muss man ja eigentlich nicht sagen.

Ich muss ehrlich sagen: ich empfand die zur Schau Stellung der Inselbewohner als sehr peinlich. Die Frauen sangen und tanzten zur Begrüßung „Vamos a la playa“ (ein sicherlich gaaanz ursprüngliches Lied aus ihrer Kultur) und schleppten uns Frauen in eine ihrer Hütten und wollten uns gleich einkleiden. Ich lehnte höflich ab, weil ich als Hessin in Österreich auch bis heute völlig ablehne, Dirndl zu tragen, wodurch ich wohl sehr negativ aufgefallen bin. Und als wir dann auch noch als einzige nicht (gegen zusätzliche Zahlung) eine Bootsfahrt mitmachen wollten, war der Reiseführer glaube ich sogar ein bisschen sauer, weil wir dadurch mit ihm und unserem Boot zur Hauptinsel und zum dortigen Café fahren mussten.

Kleinigkeiten Shoppen

Ich habe Verständnis dafür, dass die indigenen Völker Dinge wie kleine Decken oder Schals verkaufen, um so ihr Einkommen zu sichern. Normalerweise kaufe ich in dem Fall auch immer eine Kleinigkeit. Aber das Volk der Urus hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sie für Geld für die Tourenanbieter alles tun würden. Insgesamt hat man dabei mehr das Gefühl, man sei auf einer Art Kaffeefahrt gelandet und muss am Ende noch Geld ausgeben für einen Schal oder sonst etwas. Und dann sieht man schon, wie das nächste Boot darauf wartet, dass man endlich wegfährt – Touristenabfertigung am Fließband. Und zwischendurch werden die von den Touristen mitgebrachten Schokoriegel vor dem Satelliten-TV verspeist – Authentisch? Ähm…

Alles für die Show – Hütten mit Ausguck

Es funktioniert auch anders, wie wir auf Taquile erlebt haben. Die Leute dort verkaufen zwar ihre Strickwaren, würden aber das gleiche Leben führen, wenn keine Touristen da wären. Dann würden sie halt mit ihren Waren regelmäßig nach Puno fahren und sie dort verkaufen. Ich war jedenfalls ganz froh, nach den 2h bei den Uros wieder ins Boot steigen zu dürfen.

Insel der Uros – Man beachte die Solarzellen im Hintergrund.

Touren zu den Uros kann man ausschließlich von den Touranbietern am Hafen von Puno buchen – es gibt die Möglichkeit, das Ganze mit Besuchen auf Amantani und Taquile zu kombinieren (beide Inseln machen einen bei weitem authentischeren Eindruck). Vermutlich bekommen die Leute auf der Insel nur einen Bruchteil davon, den man als Europäer für die Tour zahlt – wenn man daher einer der Frauen einen Schal abkauft, haben die Uros vermutlich doch mehr davon.

Wohl eher nicht…

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